„Liebe ist ansteckend – Psoriasis nicht!“ – Partnerschaft & Sexualität bei Schuppenflechte

Leobersdorf (pts016/27.10.2016/10:00) – Für rund 210.000 ÖsterreicherInnen mit Psoriasis ist ihre Erkrankung mit vielen Fragen, Ängsten und täglichen Herausforderungen verbunden. Das liegt vor allem an der Sichtbarkeit der Erkrankung: Schuppenflechte zeigt sich offensichtlich auf der Haut – mit rötlichen, schuppenden Arealen, die am ganzen Körper auftreten können. Durch diese Symptomatik haben Betroffene sehr oft die Befürchtung, nicht attraktiv genug für eine Partnerin/einen Partner zu sein.

Aus Studien weiß man jedoch: Je besser PsoriatikerInnnen über moderne Therapiemöglichkeiten Bescheid wissen, und je selbstbewusster sie mit ihrer Erkrankung umgehen, desto unbefangener können sie sich auf Beziehungen einlassen und diese auch mit all ihren Facetten leben. Im neuen Patientenratgeber „Liebe ist ansteckend – Psoriasis nicht!“ finden Betroffene viele hilfreiche Tipps im Umgang mit Partnerschaft und Sexualität. Der Ratgeber ist bei Österreichs Hautärztinnen und Hautärzten, in Apotheken und bei den Selbsthilfevereinen PSO-Austria und Forum Psoriasis erhältlich.

„Sich nicht verstecken oder schämen zu müssen und stattdessen die schönen Seiten des Lebens zu genießen, ist gerade für Schuppenflechte-Patienten ein erstrebenswertes Ziel“, erklärt Ao.Univ.-Prof. Dr. Gudrun Ratzinger, Oberärztin an der Universitätsklinik für Dermatologie und Venerologie Innsbruck. Dieses Ziel zu erreichen, ist allerdings nicht unbedingt einfach: Schuppenflechte ist als chronisch entzündliche Erkrankung nicht heilbar, die Krankheitszeichen betreffen zumeist den gesamten Körper. „Dass man damit in so manchen Situationen nicht immer ganz unbefangen sein kann, ist verständlich“, so die Dermatologin. Dazu kommt, dass noch immer viele Menschen nicht über diese Erkrankung Bescheid wissen: „Da kann es schon vorkommen, dass jemand genauer hinschaut oder sich komisch verhält, wenn er zum ersten Mal auf eine Person mit Schuppenflechte trifft.“ In solchen Momenten braucht es schon eine ordentliche Portion Selbstbewusstsein der Betroffenen, um sich der Situation zu stellen und den Mut aufzubringen, aktiv über die Erkrankung zu sprechen: „Wichtig ist, dass man die Schuppenflechte als Teil von sich akzeptiert und andererseits nicht zu streng mit sich und anderen ist. Wenn man offen ist und sich dabei auch noch sicher fühlt, fällt auch den Mitmenschen der Umgang mit Psoriasis sichtbar leichter.“

Mag. pharm. Max Wellan, Präsident der Österreichischen Apothekerkammer ist überzeugt davon, dass man bei chronischen Erkrankungen Partner braucht, um mit Herausforderungen der Erkrankung besser umgehen zu können: „Apothekerinnen und Apotheker begleiten Betroffene oft über viele Jahre und bekommen daher Höhen und Tiefen im Verlauf einer Erkrankung mit. Wir verstehen uns als Gesundheitspartner und helfen gerne vertrauensvoll bei der Suche nach Hilfsangeboten und Services zur Verbesserung der Lebensqualität.“

Schuppenflechte und Sexualität

Bei Schuppenflechte ist der Genitalbereich oft ebenfalls von Hautveränderungen betroffen – mit Rötungen, Juckreiz, Brennen und Schmerzen als häufigste Beschwerden. Die für Psoriasis typische Schuppung ist hingegen im Intimbereich selten. „Es ist wichtig, Beschwerden im Intimbereich beim Hautarzt anzusprechen, um eine wirksame Behandlung für diesen besonders sensiblen Bereich zu finden – auch wenn es Überwindung kostet“, betont Ao.Univ.-Prof. Gudrun Ratzinger.

Zu diesen Begleiterscheinungen der Psoriasis kommen natürlich auch die üblichen weiteren Herausforderungen in einer Partnerschaft dazu, die es zu meistern gilt. Die Erkrankung ist hier „nur“ ein zusätzlicher Faktor. Bei Psoriasis-Betroffenen kann die Belastung dennoch soweit führen, dass Körperkontakt und Sexualität weitgehend vermieden werden. Es besteht aber kein Grund, auf dieses wichtige Fundament für ein glückliches Leben zu verzichten, unterstreicht die Hautärztin: „Wichtig ist, sich bewusst zu machen, dass das Auftreten partnerschaftlicher und sexueller Probleme auch ohne chronische Erkrankung nichts Außergewöhnliches ist.“

Dennoch sollten Menschen mit Schuppenflechte wissen, dass sexuelle Funktionsstörungen bei ihnen auch die Folge von Begleiterkrankungen der Schuppenflechte sein können, die durch die chronische Entzündung im Körper entstehen – zum Beispiel Diabetes und Bluthochdruck: „Eine wirksame Therapie dieser Begleiterkrankung wird daher in den meisten Fällen auch die sexuellen Funktionsstörungen verbessern.“

Einflussfaktoren bei Kinderwunsch und Schwangerschaft

Schuppenflechte beeinflusst laut aktuellen Erkenntnissen weder Fruchtbarkeit noch Zeugungsfähigkeit: „Sie birgt auch kein Risiko für den Verlauf einer Schwangerschaft oder für das Ungeborene“, bestätigt Ao.Univ.-Prof. Ratzinger. Allerdings steigt das Risiko für das Kind, auch an Schuppenflechte zu erkranken: Wenn nur ein Partner Psoriasis hat, ist die Wahrscheinlichkeit, dass das Kind ebenfalls an Schuppenflechte erkrankt, relativ klein (ca. 8 bis 15 %). Sind beide erkrankt, liegt das Risiko der „Vererbung“ höher, bei rund 50 bis 60 Prozent. Ratzinger: „Ob die genetische Veranlagung in der Folge aber tatsächlich dazu führt, dass ein Kind eine Schuppenflechte entwickelt, kann man nicht vorhersehen, weil das von vielen weiteren Einflussfaktoren abhängig ist. Daher rät die Expertin, bei bestehendem Kinderwunsch möglichst frühzeitig das Gespräch mit der behandelnden Ärztin/dem behandelnden Arzt suchen. „Eine gute Planung hilft auch dabei, die Behandlung der Schuppenflechte vor, während und nach der Schwangerschaft individuell anpassen zu können.“

Sich aktiv Hilfe suchen

Die „alte“ Einstellung, dass man allein mit jeder Herausforderung im Leben fertig werden muss, ist zum Glück längst überholt. In vielen Fällen hilft es bereits, sich mit anderen Betroffenen auszutauschen – zum Beispiel in Selbsthilfegruppen. „In sehr belastenden Phasen sollte man auch nicht davor zurückschrecken, psychotherapeutische oder psychologische Hilfe in Anspruch zu nehmen“, sagt Ao.Univ.-Prof. Gudrun Ratzinger.

Professionelle Ansprechpartner sind zum Beispiel Klinische und GesundheitspsychologInnen: Viele von ihnen sind darauf spezialisiert, Menschen mit chronischen Erkrankungen wie Schuppenflechte in schwierigen Phasen zu unterstützen und zu begleiten.

Aufklärungskampagne zu Schuppenflechte seit 2013

2013 haben sich ApothekerInnen, HautärztInnen und Patientenorganisationen ein gemeinsames Ziel gesetzt: Die Lebensqualität der Menschen mit Psoriasis deutlich zu verbessern. Neben der Basisbroschüre „Lebensfreude ist ansteckend. Psoriasis nicht“ wurden bisher auch zwei Spezialratgeber zum Thema „Schuppenflechte und Arbeit“ und „Begleiterkrankungen bei Schuppenflechte“ erstellt.

Der Folder „Liebe ist ansteckend! Psoriasis nicht!“ ist ein weiterer Schritt, um Betroffene bestmöglich zu unterschiedlichsten Aspekten dieser chronischen Erkrankung aufzuklären. Den Aspekt der Aufklärung unterstreichen auch die Obfrauen der beiden Psoriasis-Selbsthilfevereine Friederike Schönauer und Gabriele Schranz: „Diese Broschüre ist eine sehr wichtige Ergänzung unserer Arbeit, da viele Menschen immer noch zu wenig über diese Erkrankung und ihre Auswirkungen auf die Lebensqualität wissen.“

Mediziner und Selbsthilfegruppen werden daher nicht müde, immer wieder darauf hinzuweisen, dass es möglich ist, Psoriasis durch die richtige Therapie gut in den Griff zu bekommen. „Betroffene dürfen nicht aufgeben, wenn erste Bemühungen nicht zum gewünschten Ergebnis führen.

„Bitten Sie ihre Hautärztin oder ihren Hautarzt, Sie auf dem Weg zur passenden Therapie zu unterstützen“, rät Ao.Univ.-Prof. Ratzinger. Bei Fragen bieten auch Österreichs Apothekerinnen und Apotheker Betroffenen tatkräftige Unterstützung im Alltag: „In der Apotheke ist eine laufende individuelle Beratung rund um die angewendete Therapie möglich. Wir kennen Menschen mit chronischen Erkrankungen oft seit Jahren und möchten dazu einladen, in der Apotheke wirklich nachzufragen, wann immer etwas unklar ist“, so Mag. pharm. Max Wellan, Präsident der Österreichischen Apothekerkammer.

Die Erstellung der Patientenbroschüre wird mit freundlicher Unterstützung von AbbVie und LEO Pharma ermöglicht.

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