Oberösterreich: Innovatives Versorgungsprojekt für Herzschwäche-Patienten startet

Wien/Linz (pts023/11.11.2016/12:00) – Aktuelle internationale Empfehlungen für die optimale Behandlung von Herzschwäche-Patienten werden bei einer Fachtagung am 11. November in Linz vorgestellt. Eine der Empfehlungen, die Etablierung von integrierten Versorgungsprogrammen – wird jetzt in Oberösterreich im Rahmen eines innovativen Projekts umgesetzt.

Rund 300.000 Menschen in Österreich leiden an Herzschwäche (Herzinsuffizienz, HI). Die bestmögliche Betreuung dieser schon aufgrund der demographischen Entwicklung immer größer werdenden Patientengruppe steht im Mittelpunkt der Tagung „Herzinsuffizienz Update 2016“ in Linz. Vorgestellt wird auch ein vernetztes Betreuungsprojekt, im Rahmen dessen durch eine strukturierte Zusammenarbeit von niedergelassenen Medizinern, Spezial-Einrichtungen in Krankenhäusern und im Bedarfsfall Hauskrankenpflege die Lebensqualität von Patienten erhöht und die Häufigkeit von Spitalsaufenthalten reduziert werden kann.

Neue Behandlungsempfehlungen

„Ein wichtiges Thema unserer Tagung ist die Präsentation und Diskussion der aktuellsten internationalen Leitlinien zur optimalen Herzinsuffizienz-Therapie“, so und Tagungs-Organisator OA Dr. Christian Ebner (KH der Elisabethinen, Linz). „Neuerungen in diesen Empfehlungen betreffen unter anderem eine neue medikamentöse Therapiemöglichkeit mit der Substanzkombination Sacubitril/Valsatran oder die Antidiabetika aus der Gruppe der SGLT2-Hemmer. Auch zur Behandlung von Begleiterkrankungen gibt es neue Empfehlungen.“

Engmaschige Betreuung in strukturierten Programmen

Unverändert wichtige Bedeutung in den europäischen Leitlinien hat die Empfehlung, dass Herzinsuffizienz-Patienten im Rahmen von strukturierten, vernetzten Betreuungsprogrammen, sogenannte Disease Management Programmen (DMP), behandelt werden sollten. „Der Erfolg solcher Programme ist in zahlreichen Studien nachgewiesen. Die Therapieerfolge sind besser als in der herkömmlichen Betreuung, die Lebensqualität Betroffener steigt, die Sterblichkeit und die Häufigkeit von Spitalsaufnahmen sinken“, so Dr. Ebner.

Start für innovatives oberösterreichisches Projekt

In Oberösterreich steht ein solcher vernetzter Betreuungsansatz unmittelbar vor der Umsetzung, berichtet Dr. Ebner: „Wir werden auf der Tagung ein innovatives Pilotprojekt vorstellen, das am 1. Jänner 2017 startet und auf eine engmaschige und strukturierte Betreuung von Herzschwäche-Patienten über alle Versorgungsebenen hinweg abzielt.“ Entwickelt wurde das Projekt „Integrierte Versorgung von Patienten mit Herzinsuffizienz“ im Rahmen der Zielsteuerung Gesundheit von einer Arbeitsgruppe, der Vertreter der Oberösterreichischen Gebietskrankenkasse, des Landes Oberösterreich sowie niedergelassene und Spitalsärzte angehörten. „Eine professionelle und strukturierte Zusammenarbeit aller Akteure soll die Patienten letztlich dazu befähigen, ihre chronische Erkrankung gut zu managen und Verschlechterungen zu vermeiden.“

Das spielt in Oberösterreich eine wichtige Rolle: Statistik Austria-Daten zufolge liegt in dem Bundesland die Spitaleinweisungsrate von HI-Patienten mit 4,07 pro 1.000 Einwohner deutlich über dem Österreich-Durchschnitt von 3,1.

Ein wesentliches Element des Projekts ist, dass sehr klar definiert wird, welche Kooperationspartner – Allgemeinmediziner, Kardiologen, Hauskrankenpflege – wann welche Betreuungs- und Behandlungs-Maßnahmen setzt, um der individuellen Situation zielgenau gerecht zu werden.

„In der kontinuierlichen Grundbetreuung können Anzeichen einer möglichen Verschlechterung des Gesundheitszustands frühzeitig identifiziert und kann nötigenfalls rasch medizinische Interventionen eingeleitet werden. Intensivere Kontrollen in größeren Abständen, für die eine spezielle Infrastruktur nötig ist, werden in der Regel bei niedergelassenen Kardiologen oder in den spezialisierten Krankenhausambulanzen erfolgen“, beschreibt Dr. Ebner wichtige Eckpfeiler. „Durch die optimale Vernetzung der vorhandenen Ressourcen ermöglicht es strukturierte, ambulante und wohnungsnahe Betreuungsmodell, an Herzinsuffizienz erkrankte Patienten möglichst lange im ambulanten Setting belassen und somit die für diese Erkrankung geradezu charakteristisch hohe Rehospitalisierungsrate reduzieren zu können.“

Pilotprojekte in den Regionen Linz, Linz Land und Rohrbach

Das Pilotprojekt wird zwischen Jänner 2017 und Dezember 2018 in den Regionen Linz, Linz Land und Rohrbach durchgeführt. Auch das Primärversorgungszentrum in Enns wird an dem Pilotprojekt teilnehmen. „Im zweiten Halbjahr 2018 findet eine Evaluierung statt, deren Ergebnis über die Fortsetzung und mögliche Ausweitung des Projekts auf andere Regionen entscheiden wird“, sagt Dr. Ebner. „Wir sind davon überzeugt, dass durch die optimierte wohnortnahe Betreuung, die Stärkung der Hausarzt-Praxis und die Reduktion von Entgleisungen der Erkrankung alle gewinnen – die beteiligten Patienten genauso wie ihre Behandler. Wir hoffen also auf eine rege Beteiligung an dem Projekt.“

Link zur Tagung und dem Programm: http://www.atcardio.at/de/veranstaltungshinweise/kongresse-termine/detail/news/workshop-der-ag-fuer-herzinsuffizienz-1

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