Wien (pts013/19.12.2016/11:00) – Mit kundenorientierten Services wie der Wunschterminzustellung, einer möglichst hohen Liefergeschwindigkeit, variablen Bezahlmethoden und einfach gestalteten Retourenprozessen steht und fällt die Zukunft digitalen Handels. Darüber waren sich die Teilnehmer des ersten österreichischen eCommerce Logistik-Day einig. Auf Initiative des LOGISTIK express, des Instituts des Interaktiven Handels (IDIH) und unterstützt von der Unternehmensberatung EMA – Executive Management Advisors und DHL Paket (Austria) GmbH bot sich die Chance, Anregungen und Ideen auszuarbeiten, wie sich die Prozesse in der Versand- und Last-Mile-Logistik künftig noch besser gestalten und beherrschen lassen.
„Die eCommerce-Branche wird von Jahr zu Jahr zu einer größeren Herausforderung für Online-Händler“, legte Stephan Grad, CEO und Managing Director der eCommerce Strategieberatung A-COMMERCE im Conference Center der Vienna Twin Towers gleich mit seinem Eingangs-Statement ein schweres Pfund auf die Waage. „Der Preisdruck wächst, es entstehen laufend neue rechtliche Anforderungen. Zudem wird es immer schwerer, qualifiziertes Personal zu finden.“
Wesentliche Hürden für den Markteintritt neuer Player seien außerdem die hohen Kosten für die Kundenakquise, für Payment-Lösungen, für die Schaffung von IT-Ressourcen sowie die Logistikabwicklung. Angesichts der vielfältigen Herausforderungen gab sich der erfahrene eCommerce-Berater sogar skeptisch, ob es sich für reine Händler heutzutage preislich überhaupt noch lohnt, online zu gehen.
Gute Aussichten für Online-Supermärkte
Aktuelle Prognosen zeichnen ein deutliches Bild für die Entwicklung des eCommerce in den kommenden Jahren: Wem es gelingt, die Hürden des Markteintritts zu überspringen oder heute schon erfolgreich auf dem Markt etabliert ist, darf sich auch in den kommenden Jahren einer ungebremsten Wachstumsdynamik des digitalen Handels erfreuen.
Besonders das Online-Geschäft mit Lebensmitteln bringt angesichts der jahrelangen Zurückhaltung seitens der Anbieter noch deutliche Wachstumschancen mit sich. Das machte das auf dem eCommerce Logistik-Day vorgestellte Beispiel des zur Posttochter DHL gehörenden Online-Lebensmittelhändlers AllyouneedFresh.de deutlich. Der Online-Pure-Player hat sich in den vergangenen vier Jahren nicht zuletzt auch durch einige wegweisende Optimierungsmaßnahmen in der Versandlogistik Schritt für Schritt zu Deutschlands größtem Online-Supermarkt entwickelt.
„Besonders in der Anfangsphase hatten wir Schwierigkeiten, Tetra-Packs, Glas oder auch Mehlverpackungen unversehrt bis an die Wohnungstüren der Empfänger zu bringen“, erklärte der AllyouneedFresh.de-Geschäftsführer Jens Drubel. „Wir haben in der Folge so viel Verpackungsmaterial verwendet, dass wir handeln mussten.“
Getreu dem Motto „Die beste Verpackung ist eigentlich gar keine Verpackung“ liefert der Online-Händler die bestellten Waren schon seit einiger Zeit in eigens für den Lebensmittelversand entwickelten Mehrwegboxen aus. Die Boxen haben bis zu fünf verschiedene Temperaturzonen, werden an der Wohnungstür geöffnet, der Kunde erhält seine Ware und der Zusteller nimmt die Versandbox direkt wieder mit. Mittlerweile beschäftigt man sich im Unternehmen bereits ausführlich mit dem Angebot alternativer Zustellmethoden. „Wir testen derzeit die Kofferraumzustellung und machen aus Fahrzeugen private Packstationen“, verriet Drubel.
Auch das Schlagwort „Predictive Commerce“ – die Bildung einer vorausschauenden Handelsplattform – rückt zunehmend in den Fokus der von AllyouneedFresh.de anvisierten Maßnahmen. Das Ziel, so Drubel, sei es, das eigene Angebot zum Beispiel über Vorschlagslisten und Rezeptvorschläge in Zukunft noch stärker in die Haushalte der Kunden zu integrieren.
Abholstationen sind im Kommen
Der österreichische Lebensmittelhändler Unimarkt hat sich in den vergangenen Jahren ähnlich intensiv mit der Logistik der letzten Meile zum Endkunden befasst. Anders als AllyouneedFresh.de hat sich das Unternehmen, das neben dem Online-Shop über ein Filialnetz in fünf österreichischen Bundesländern verfügt, jedoch entschieden, einen zweigleisigen Weg einzuschlagen: Wer als Kunde beim Lebensmitteleinkauf gar nicht erst das Haus verlassen möchte, bekommt seine Lebensmittel, Frisch- und Tiefkühlkühlwaren innerhalb eines Tages von Unimarkt landesweit vom Postboten zugestellt – umweltfreundlich und bis zur Auslieferung versiegelt in den vom Münchner Start-up-Unternehmen emmasbox entwickelten Mehrwegboxen.
Für Kunden, die zwar mobil sind – sich jedoch den Fußmarsch durch den Laden oder die Wartezeit an der Kasse Zeit sparen wollen – ist der Nahversorger zurzeit dabei, ein zunächst an die Filialen gekoppeltes Netz an Abholstationen aufzubauen. „Unsere Abholstationen sind modular konzipiert und verfügen über drei unterschiedliche Temperaturzonen für Tiefkühlartikel, Kühlwaren und Waren, die mit Raumtemperatur auskommen“, sagte Daniel Friesenecker, Geschäftsführer der Online-Beratung Friedacon auf dem eCommerce Logistik-Day.
Ist die Einkaufstüte in der Filiale kommissioniert, erhält der Kunde eine E-Mail-Benachrichtigung mit dem passenden PIN-Code, durch den sich das entsprechende Fach in der Abholstation öffnet. QR-Codes für die Warenabholung oder die Darstellung des Abholortes in Google-Maps: All dies seien laut Friesenecker Optionen, die von der Unimarkt-Gruppe schon in einem der nächsten Entwicklungsschritte umgesetzt werden könnten.
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