Feldkirch (pts010/18.01.2017/09:30) – Ein Mann hat vor einem knappen Jahr seine langjährige Partnerin verloren. Seine Trauer ist tief, er ringt mit dem Alltag, versucht ihn so gut es geht zu bewältigen. Alles ist unglaublich anstrengend: In der Arbeit funktionieren zu müssen, lenkt zwar ab, aber unser Mann hat eigentlich zu wenig Energie dafür. Und am Abend und am Wochenende ins Trauerloch zu fallen und den Schmerz auszuhalten, das ist einfach nur brutal.
Er kann sich nicht vorstellen, dass das Leben wieder mit Lebensfreude erfüllt sein kann, eine neue Partnerschaft ist ganz und gar unvorstellbar. Und dann geschieht das, was unser Witwer als „Lichtblick“ bezeichnet. Er lernt eine Frau kennen, mit der er reden kann, sich austauschen kann. Die beiden verstehen sich auf Anhieb, treffen sich öfters, unternehmen gemeinsam etwas miteinander und das Unvorstellbare geschieht – beide verlieben sich ineinander.
Unser Witwer ist jetzt hin und hergerissen zwischen Wolke 7 und dem dunklen Loch der Trauer, zwischen dem Lichtblick an den Wochenenden und harter Trauerarbeit sobald er wieder in der eigenen Wohnung und im Alltag ist. Anfängliche Schuldgefühle vergehen rasch, weiß er doch, dass seine verstorbene Frau ihm genau dies gewünscht hätte. Vielleicht hat ihm seine verstorbene Frau diese Lichtblick-Frau sogar geschickt, sinniert er und muss dabei ein wenig schmunzeln. Aber frisch Verliebtsein und Trauern, Vor- und Zurückschauen – beides gleichzeitig, das ist eben auch enorm anstrengend.
Januar ist Janus-Zeit
Es ist Januar. Dieser erste Monat im Jahr ist nach dem römischen Gott Janus, dem Doppelgesichtigen benannt. Janus wird in der Kunst und auf Münzen mit einem Gesicht vorne und einem Gesicht hinten dargestellt. Er ist der Gott des Anfangs und des Endes, der Gott der Ein- und Ausgänge, der Türen und der Tore. Lateinisch „ianus“ bedeutet nämlich Durchgang und gehört zur selben Wortfamilie wie „ianua“, was mit „Tür“ übersetzt werden kann. Janus blickt gleichzeitig zurück und nach vorne und steht so auch für die Zwiespältigkeit und die Zerrissenheit.
Ruthmarijke Smeding hat ein Trauermodell entwickelt, indem sie die typische Zerrissenheit von Trauernden als Janus-Zeit beschreibt. Trauernde blicken zurück und gleichzeitig nach vorne und wissen nicht, was besser ist. Nichts ist in dieser Phase besser, beides darf seinen Platz haben: Das Zurückschauen und das Trauern um den Verlust und das nach vorne schauen und dieser teilweise schon ganz am Beginn der Trauer mögliche flüchtige Blick auf ein neues Leben und ein neues Glück.
Unser Witwer hat das Glück, nicht nur hin und wieder einen flüchtigen Blick erhaschen zu dürfen, er hat sehr kurz nach dem Tod seiner Frau eine neue Liebe, ein neues Glück kennenlernen dürfen. Seine Zerrissenheit ist anstrengend, wie eben alles in der Trauer, aber auch normal. Und sie wird ihn – wie alle Trauernden – noch ein Stück weit begleiten, bis Janus die Tür zum neuen Lebensabschnitt ganz aufmacht und dabei hilft, endgültig über die Schwelle zu treten und den Blick nach vorne zu richten.
Blicke zurück wird es immer wieder geben, weil auch Vergangenes zu unserem Leben gehört und seinen Platz behalten darf, aber die Anstrengungen, welche die Doppelgesichtigkeit mit sich bringt, wird weniger und die Energie und die Lebensfreude werden mehr werden, auch wenn man zu Beginn nicht glauben kann, dass es jemals wieder Freude geben wird.
Es ist Januar, der Monat des Gottes Janus, des Doppelgesichtigen. Wir von Aspetos wünschen allen Trauernden und Zerrissenen viel Kraft für dieses neue Jahr, seine Herausforderungen, Rückblicke und Lichtblicke.
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