pro mente Austria: 40 Jahre Miteinander für psychischen Gesundheit

Linz (pts028/30.03.2017/14:15) – Anlässlich des 40. Gründungstages von pro mente Austria fand heute im Linzer Ursulinenhof eine hochkarätig besetzte Festveranstaltung unter dem Motto „Ökonomie und Soziales – Ein Widerspruch?“ statt. Es kam und referierte Prominenz aus Politik, Wissenschaft, Wirtschaft, Netzwerkpartnern, etc. Die Festrede zum Thema „Ökonomie und Soziales im digitalen Zeitalter“ hielt der deutsche Philosoph, Publizist und Autor Prof. Dr. Richard David Precht.

Pro mente Austria verfolgt das Ziel, psychisch beeinträchtigen Menschen zu helfen und Vorurteile abzubauen und hat aktuell 26 Mitgliedsorganisationen mit insgesamt 3.250 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Betreut werden jährlich österreichweit 80.000 Menschen.

„Wirtschaft und Soziales stehen oft in einem Spannungsverhältnis“, nahm Prof. Univ.-Doz. Dr. Werner Schöny, Präsident von pro mente Austria, auf das Veranstaltungs-Motto Bezug. „Stellt man jedoch eine gemeinsame Interessenslage her, wie wir das bei pro mente Austria sehr erfolgreich tun, dann entsteht ein beiderseitiger Nutzen.“

So ist bei psychisch kranken Menschen ein vorrangiges Ziel der Erhalt oder das Schaffen eines Arbeitsplatzes. Einen gesellschaftlichen Beitrag zu leisten ist aus sozialpsychiatrischer Sicht für Betroffene besonders wichtig, ebenso ein Mindestmaß an finanzieller Unabhängigkeit und Sozialkontakten sowie ein strukturierter Tagesablauf, so Prof. Schöny: „Umgekehrt hat die Wirtschaft Bedarf an Arbeitskräften, greift gern auf unsere Ressourcen zurück und schätzt Kooperationen mit uns. Im Vorjahr konnten wir alleine in Oberösterreich mit Wirtschaftskooperationen immerhin 10 Millionen Euro erwirtschaften.“

Pro mente Austria ist inzwischen auch ein wichtiger Wirtschaftsfaktor: als Arbeitgeber von rund 3.250 Beschäftigten, als österreichweit tätiger Investor in Infrastruktur und Bautätigkeit, etc. „Sozialbetriebe sind daher auch ein bedeutender Wirtschaftsfaktor“, so Prof. Schöny. „Insgesamt leistet pro mente Austria daher einen wichtigen Beitrag zum Gelingen des Sozialwesens.“

„Personen, die unter psychischen Erkrankungen leiden, haben auch heute noch mit Vorurteilen zu kämpfen, die dank der hervorragenden Arbeit von pro mente immer weiter abgebaut werden“, sagte Sozialminister Alois Stöger in seiner Festansprache. „Pro mente gibt den Betroffenen eine Stimme, unterstützt sie dabei sich selbst zu vertreten und hilft ihnen bei ihrer Rückkehr ins Arbeitsleben. Ich freue mich, dass wir diese großartige Arbeit mit der Einführung des Reha-Pakets und dem neuen Wiedereingliederungsgesetz wirkungsvoll unterstützen und wünsche pro mente weiterhin viel Erfolg beim unermüdlichen Einsatz für psychische Gesundheit.“

Große Anerkennung durch die Politik

„Ich gratuliere dem Team von pro mente für seine langjährige und sehr gute Arbeit“, sagte der Linzer Bürgermeister Klaus Luger. „Die Psyche und deren Belastbarkeit sowie Ausgeglichenheit trägt wesentlich zu einem erfolgreichen Arbeitsleben bei. Immer stärker setzten Unternehmen auf Prävention für ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Hier setzt die pro mente an und ist wichtiger Partner in Gesundheitsthemen.“

Die Bedeutung des Sozialwesens unterstrich auch die oberösterreichische Sozial-Landesrätin Birgit Gerstorfer: „Ein soziales Miteinander ist das Fundament für Demokratie und Wohlstand. Die Sozialwirtschaft ist ein echter Job-Motor, schafft schon heute tausende Arbeitsplätze und wird in Zukunft noch an Bedeutung gewinnen. Diejenigen, die meinen Soziales auf den Kostenfaktor reduzieren zu können, handeln damit nicht nur aus menschlichen, sondern auch aus ökonomischen Überlegungen kurzsichtig.“

„Wirtschaft und Soziales ist für mich kein Widerspruch“, stellte KommR Viktor Sigl, Präsident des Oberösterreichischen Landtags, in seiner Festansprache klar. „Ein ausgezeichnetes und bewährtes pro mente-Projekt ist das Seminar- und Kulturhaus Wesenufer. Dort unterstützen psychisch beeinträchtigte Menschen die Hotelmitarbeiterinnen und -mitarbeiter im Arbeitsalltag. Mit Projekten wie diesen unterstützt pro mente seit nunmehr 40 Jahren einerseits die psychisch Erkrankten bei der Integration in die Gesellschaft. Andererseits leisten diese Menschen einen bedeutenden gesellschaftlichen Beitrag – im Fall von Wesenufer zum Tourismusstandort und zur Entwicklung des ländlichen Raums.“

Prof. Precht: Revolution durch digitalen Fortschritt wird Leben und Arbeitswelt radikal verändern

Die Revolution unserer Gesellschaft durch den rasanten digitalen Fortschritt steht erst in ihren Anfängen, sie wird unser Leben und unsere Arbeitswelt radikal verändern. „Galt seit der Antike der Mensch als Maß aller Dinge, so sind Computer heute und in der Zukunft das Maß aller Menschen“, so der Philosoph Prof. Precht in seiner Festrede. In der Arbeitswelt werden in Zukunft wenige Menschen Computern sagen, was diese zu tun haben, aber immer mehr Menschen das tun, was Computer ihnen sagen, führte der Philosoph aus. „Was bedeutet das für unsere Wirtschaft, unseren Arbeitsmarkt und den sozialen Kitt in unserer Gesellschaft?“, spricht Prof. Precht einige besonders brennende Problemzonen an. „Wie gehen wir mit den digitalen Supermächten wie Google, Amazon oder Facebook um, denen durch das Verfügen über ‚Big Data‘ eine Machtfülle zuwächst, die alles übertrifft, was es je an Machtkonzentration in der Geschichte der Menschheit gegeben hat? Können wir sie durch Gesetze zivilisieren, oder müssen wir neue und andere Wege suchen? Und nicht zuletzt: Wie bereiten wir unsere Kinder auf diese neue radikal veränderte Welt vor? Wo setzen wir die Hebel bei unserem Bildungssystem an, um der künftigen Generation das Orientierungswissen zu vermitteln, das sie in der Zukunft brauchen werden?“

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