„Brutto-Neurologieprodukt“ im Aufwind: Europas Neurologen wissenschaftlich höchst produktiv

Amsterdam (pts018/27.06.2017/11:00) – Die europäische Neurologie ist ein wissenschaftlich höchst produktives Fach, sowohl in qualitativer als auch in quantitativer Hinsicht – und der Trend zeigt seit Jahren kontinuierlich nach oben. Das zeigte eine aktuelle Analyse von neurologischen Forschungspublikationen, die Prof. Giorgio Cruccu, Vorstand der Abteilung für Neurologie und Psychiatrie der Sapienzia Universität Rom, auf dem 3. Kongress der European Academy of Neurology (EAN) in Amsterdam präsentiert hat.

Zum Zweck der Analyse hat der Experte – angelehnt an das Konzept des Bruttosozialprodukts – die Messgröße des „Brutto-Neurologieprodukts“ entwickelt, das die Zahl von peer-reviewed Arbeiten zu neurologischen Themen auflistet, die in der Scopus-Datenbank enthalten sind. Diese Datenbank umfasst wissenschaftliche Journale, wissenschaftliche Bücher und Konferenz-Proceedings. Zu Europa zählen in dieser Analyse jene 46 Länder, deren nationale neurologische Gesellschaften Mitglieder der EAN sind, das sind neben der EU auch Westbalkan-Staaten, GUS-Staaten, die Türkei oder Israel.

Demnach hat sich die wissenschaftliche Produktivität in Europa unter Berücksichtigung der 10 produktivsten Länder in den Jahren 2000 bis 2015 von etwa 5.300 auf 10.600 neurologischen Veröffentlichungen verdoppelt. „Damit liegen die 10 bestgereihten europäischen Länder gleichauf mit den USA“, so Prof. Cruccu. „Manche Länder haben in diesem Zeitraum ganz besonders große Fortschritte gemacht, aber die gesamte Region legt bei der wissenschaftlichen Produktivität in der Neurologie stark zu.“ So steigerte sich etwa das Brutto-Neurologieprodukt von Deutschland zwischen 2000 und 2015 von rund 1.500 Publikationen jährlich auf etwa 3.400, das von Italien von etwa 1.100 auf das Doppelte.

Doch nicht nur bei der absoluten Zahl der Publikationen, sondern auch bei der Qualität der europäischen Arbeiten weist der Trend nach oben. „Betrachtet man die Publikationen in 20 Top-Journalen mit besonders hohem Impact-Faktor, so stieg die Zahl europäischer Publikationen zwischen 2000 und 2015 von rund 700 auf 1.700, also um mehr als 140 Prozent an“, berichtet Prof. Cruccu.

Es sind übrigens nicht immer nur die großen Länder, die hier Spitzenpositionen einnehmen. Die Niederlande zum Beispiel, Gastgeberland des diesjährigen EAN-Kongresses, in Ranking des Brutto-Neurologieprodukts im Verhältnis zum Brutto-Sozialprodukt an der Spitze, an zweiter Stelle bei der Zahl der Publikationen im Verhältnis zu den Einwohnern und an vierter Stelle bei den Publikationen in Top-Journalen (siehe auch die Grafiken).

„Europa ist eine höchst produktive Region, was die neurologische Forschung betrifft, und verbessert sich laufend weiter“, betont EAN-Präsident Prof. Günther Deuschl (Kiel). „Das war traditionell schon immer so, und es verwundert auch wenig. Schließlich nahm die neurologische Forschung von Europa ihren Ausgang, und viele Entdeckungen in dieser Disziplin wurden in Europa gemacht. Die EAN wird auch weiterhin nach Kräften dazu beitragen, dass dies auch so bleibt.“

Ein Drittel aller Medizin-Publikationen kommen aus der Neurologie

Eine andere Datenanalyse, die auf dem EAN-Kongress in Amsterdam präsentiert wurde, zeigt das Gewicht, das die neurologische Forschung innerhalb der medizinischen Disziplinen hat. Dr. Amirhossein Ghassemi vom Neuroscience Research Center, Kerman Medical University, Iran, und seine Kollegen zeigen, dass von insgesamt 1.387.980 medizinischen Artikeln im Jahr 2015 31,7 Prozent aus der Neurologie kamen. Die meisten, nämlich genau 92.502 Arbeiten, beschäftigten sich mit zerebrovaskulären Erkrankungen, mit einer Wachstumsrate von 149 Prozent zwischen 2011 und 2015. Die Mehrheit der Publikationen, nämlich 68,8 Prozent, waren Originalarbeiten mit eigenen Daten.

Quellen: Cruccu, Deuschl, Federico 2017; 3rd EAN Congress Amsterdam 2017, Abstract Ghassemi et al. Research Trends in Neurology Literature From 2011 to 2015: A Bibliometric Analysis

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