Amsterdam (pts029/27.06.2017/13:00) – Eine gute Nachricht für Patienten, die auf cholesterinsenkende Medikamente angewiesen sind, präsentierten dänische Forscher auf dem 3. Kongress der European Academy of Neurology (EAN) in Amsterdam: Anders als bisher vermutet, führt die Einnahme von Statinen zu keinem erhöhten Risiko, eine Polyneuropathie zu entwickeln.
Die Polyneuropathie ist eine systemisch bedingte Schädigung der peripheren Nerven, mit Symptomen wie Schmerz, unangenehmen Körperempfindungen wie Taubheit und Stechen, oder Irritationen bei der Kälte- und Wärmewahrnehmung in den Gliedmaßen. Auch eine Schwäche in den Händen oder Füßen kann auftreten. Ob Statine ein möglicher Auslöser für diese Nervenerkrankung sein können, war unter Experten bisher umstritten.
Während in einigen Studien kein Zusammenhang nachgewiesen werden konnte, sorgten vereinzelte Fallberichte und eine 2002 in Dänemark durchgeführte Studie dennoch für Zweifel. Zwar war die Inzidenz von Polyneuropathien unbekannter Ursache, also zum Beispiel idiopathische Polyneuropathien, in dieser Arbeit gering, das relative Risiko aber nicht unbedeutend: Bei Patienten mit einer Polyneuropathie war die Wahrscheinlichkeit, dass sie Statine einnahmen, 14 Mal höher als in der Allgemeinbevölkerung.
Nun ging ein dänisches Forscherteam unter der Leitung von Prof. David Gaist der Frage auf den Grund. Die Studie wurde mit einem sehr ähnlichen Setting, aber deutlich größeren Fallzahlen wiederholt, die den Zeitraum 1999 bis 2013 umfasste. Nach dem Ausschluss von Patienten mit Diabetes, hohem Alkoholkonsum und anderen anerkannten Risikofaktoren für Polyneuropathie wurden 370 Patienten mit gesicherter Polyneuropathie-Diagnose identifiziert. Bei den Patienten mit Polyneuropathie unbekannter Ursache wurde die Statineinnahme mit jener von 7.400 Personen in der Kontrollgruppe verglichen.
Am Ende konnten die Wissenschaftler Entwarnung geben: „In unserer Studie zeigt sich kein Zusammenhang zwischen der Einnahme von Statinen und dem Auftreten von Polyneuropathien“, fasst Erstautor Dr. Toke de Koning Svendsen von der Universitätsklinik Odense zusammen. Das bestätigte sich auch in Analysen, in denen Dosis und Dauer der Behandlung berücksichtigt wurde. „Wir müssen allerdings einen Vorbehalt vorbringen, nämlich, dass wir Patienten mit Diabetes oder anderen Risikofaktoren für Polyneuropathie nicht eingeschlossen haben. Auch wenn die Ergebnisse gute Nachrichten sind, müssen wir die Limitationen der Untersuchung sehen“, so Dr. Svendsen.
Quelle: 3rd EAN Congress Amsterdam 2017, Abstract Svendsen et al.; Statins and polyneuropathy revisited: Case-control study in Denmark, 1999-2013
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