Pädagoginnen und Pädagogen brauchen Leidenschaft und Liebe zur Welt

St. Pölten / Baden (pts004/12.10.2017/07:30) – Mit einem Festakt im Sitzungssaal des Niederösterreichischen Landtags feierte die Pädagogische Hochschule am 10.10. ihr 10-jähriges Bestehen.

Wo üblicherweise Niederösterreichs Landespolitiker/innen diskutieren und Gesetze beschließen, blickte gestern Nachmittag die Hochschulgemeinschaft der PH NÖ gemeinsam mit zahlreichen Gästen aus Bildungswesen und Politik auf die ersten zehn Jahre der Hochschule zurück.

Bildungslandesrätin Barbara Schwarz bedankte sich für die erfolgreiche Zusammenarbeit und betonte die Flexibilität der Hochschule, in der Aus-, Fort- und Weiterbildung rasch auf aktuelle Bedürfnisse einzugehen. Neben Flexibilität lebe die Pädagogik vor allem von der Leidenschaft: „Wir brauchen Menschen, die in den pädagogischen Beruf gehen, weil sie brennen, weil sie von einem Fach begeistert sind, weil sie finden, dass es schön ist, jungen Menschen etwas beizubringen – die Freude an der Bildung und am Wissen. Schöne Schulhäuser sind wichtig, aber noch wichtiger sind die Pädagoginnen und Pädagogen, die das Feuer in den Schülerinnen und Schülern entfachen.“ Diese Haltung zu vermitteln, gelinge der Pädagogischen Hochschule hervorragend, so Schwarz.

Reichenbach: „Wer die Welt liebt, der will sie zeigen“

Leidenschaft und eine „Liebe zur Welt“ konstatierte auch Festredner Roland Reichenbach von der Universität Zürich als die wesentlichen Grundlagen für eine erfolgreiche Pädagogik. „Wer die Welt liebt, der will sie zeigen“, so der Professor für Allgemeine Erziehungswissenschaft. Die wahre pädagogische Frage sei daher nicht, wie man die Schüler/innen zum Lernen motivieren könne, sondern: „Wie kann man die Lehrpersonen motivieren, dass sie sich gegen die Null-Bock-Stimmung einsetzen und von der Welt erzählen wollen?“

Wenig hält er von so manchen modernen pädagogischen Ansätzen wie etwa dem rein selbstorganisierten Lernen: „Das Kind ist nicht sein eigener Bildungsmanager. Man braucht immer einen, der einem etwas zeigt. Die Schule ist nicht dazu da, dass sich das Kind eine eigene Welt aufbaut. Das ist heruntergekommener Konstruktivismus. Wir müssen eine gemeinsam geteilte Welt aufbauen in der Schule.“ Es gehe darum, „sich einzuleben in etwas Größeres. Man muss das Große sehen, dann erträgt man die kleinen unperfekten Dinge viel besser.“ Bildung und Erziehung ziehe den Menschen heraus aus Unwissenheit, Scham und Unzufriedenheit, so Reichenbach.

Ebenso wenig hält der Pädagoge von übertriebener Kompetenzorientierung: „Wir betrachten Bildung nur noch als Kompetenzbildung des Einzelnen. Bildung erschöpft sich aber nicht in Kompetenzen. Es ist daher unnötig, sämtliche Bildungsinhalte in Kompetenzbegriffen auszudrücken.

Nächster Schritt: Autonomie

PH NÖ-Rektor Erwin Rauscher verglich in seinen Grußworten humorvoll und mit gewohntem Wortwitz die Pädagogische Hochschule mit der in Niederösterreich im Rahmen eines 10-Jahres-Programms unter Artenschutz gestellten Europäischen Sumpfschildkröte. Besonderen Dank sprach er jenen aus, „die durch ihr allzu oft unbemerktes Bemühen dafür sorgen, dass es eine hochschulische Frei¬raum-Kultur geben kann und keine bürokratische Winterstarre.“

Wie wichtig Autonomie in der Entwicklung einer Hochschule ist, betonten auch die beiden ehemaligen und die aktuelle Hochschulratsvorsitzende. „Wenn es Autonomie gibt, dann beginnt eine Hochschule abzuheben. Als Nachgeordnete Dienststelle des Ministeriums fehlt Handlungsspielraum. Wenn dieser Handlungsspielraum entsteht, wird sich der Standort sehr gut weiterentwickeln“, ist Christian Mann, Hochschulratsvorsitzender zwischen 2006-2011 überzeugt. Seine Nachfolgerin Beate Raabe-Schasching, bezeichnete Autonomie als den „logischen nächsten Schritt in der Hochschulentwicklung“. Und auch die aktuelle Hochschulratsvorsitzende Ingrid Heihs beteuerte, dass die Hochschule neue Spielräume verantwortungsvoll nützen würde: „Wir sind gut vorbereitet für alles, was wir an Spielregeln dann erhalten“.

PH NÖ auf gutem Fundament

Sektionschefin Andrea Weilguny vom Bildungsministerium überbrachte den Dank der Bildungsministerin für die gute Zusammenarbeit in den vergangenen 10 Jahren. Die Pädagogische Hochschule habe ein sehr gutes Fundament für die Herausforderungen der nächsten Entwicklungen, so Weilguny. Sie meine damit nicht nur das Fundament des neuen Gebäudes am Campus Baden, sondern auch ein gut zusammengesetztes Rektorat mit Visionären und Bodenhaftung, wissenschaftliches Personal mit ausgeprägter Professionsorientierung sowie gut organisiertes Verwaltungspersonal.

„Bildung der Kinder steht im Mittelpunkt“

Vizerektorin Elisabeth Windl und Vizerektor Norbert Kraker brachten in einem kleinen „Potpourri“ spannende Zahlen aus 10 Jahren Hochschule. Etwa, dass derzeit Studierende aus 65 Staaten an der PH NÖ inskribiert sind – von Afghanistan bis Zypern. „Bei allen Daten und Fakten steht aber immer die Bildung der Kinder und Jugendlichen im Mittelpunkt“, so Kraker.

Gründungsvizerektor Kurt Allabauer stellte im Rahmen der Feierlichkeiten die aktuellen Bildungskooperationen mit Einrichtungen in 21 verschiedenen Ländern vor. Walter Wegscheider und Peter Groißböck vom Department für Medienpädagogik sowie die Absolventin Elisa Bozoki gestalteten den Festakt gesanglich und wurden dabei von Reinmar Wolf am Klavier begleitet.

Videoaufnahmen der einzelnen Ansprachen und des Festvortrages: http://bit.do/10jahreph

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Aussender: Pädagogische Hochschule Niederösterreich Ansprechpartner: Walter Fikisz Tel.: +43 (0)650 4721023 E-Mail: walter.fikisz@ph-noe.ac.at Website: www.ph-noe.ac.at