Wien (pts009/10.01.2018/10:30) – Das EU-Winterpaket „Clean Energy for all Europeans“ beinhaltet eine Neuorientierung des gesamten Strommarktes in Europa. Es soll noch 2018 zum Beschluss kommen. „Österreich muss hier entscheidende Verbesserungen erreichen, hat es in der zweiten Jahreshälfte doch den EU-Ratsvorsitz inne“, so Dirk Hendricks, Senior Policy Advisor des europäischen Dachverbandes EREF. Stefan Moidl, Geschäftsführer der IG Windkraft ergänzt: „Österreich steht ebenfalls vor großen Herausforderungen. Trotz kleiner Ökostromnovelle werden immer weniger neue Windkraftanlagen errichtet. Im Jahr 2017 waren es lediglich 63 Windräder. Dem ambitionierten Regierungsprogramm mit 100 Prozent Strom aus erneuerbaren Energien bis 2030 müssen qualitativ hochwertige Maßnahmen folgen um den Ausbau entsprechend zu steigern.“
Das Jahr 2018 wird ein entscheidendes Jahr auf dem Weg zum Umbau Europas zu einer modernen und zukunftsfähigen Energieunion. Die europäischen Klimaziele müssen an die Pariser Klimaziele angepasst werden. Gleichzeitig kommt die Beschlussfassung des EU-Winterpakets in die entscheidende Phase. Dieses soll den fossil geprägten europäischen Energiemarkt vollständig für erneuerbare Energien umbauen. Durch den EU-Ratsvorsitz in der zweiten Jahreshälfte 2018 kommt Österreich eine entscheidende Rolle zu.
Österreich am Steuerrad der europäischen Energiepolitik
Am 30. November 2016 präsentiere die EU-Kommission ihr lang erwartetes Paket von Maßnahmen zur Energieunion. Das Winterpaket besteht aus tausenden Seiten und acht verschiedenen Rechtsmaterien, die ineinander greifen sollen. „Was prinzipiell den Weg für ein erneuerbares Energiesystem ebnen könnte, zeigt sich derzeit als ein gordischer Knoten. Die vorliegenden Positionen verdeutlichen, dass das Winterpaket hart zu erneuerbaren Energien ist und zahm zu Kohlekraftwerken ist. Im Bezug auf die Atomenergie ist der Entwurf überhaupt blind“, erklärt Florian Maringer, EU-Experte der IG Windkraft. Das EU-Parlament hat sich bereits für höhere und national bindende erneuerbare Ziele ausgesprochen. Die neue Nachhaltigkeitsministerin Elisabeth Köstinger war bei diesen Abstimmungen im EU-Parlament dabei. „Jetzt geht es darum, sich genau dafür als Ministerin stark zu machen“, bemerkt Moidl und Hendricks ergänzt: „Gerade Österreich mit einem sehr hohen Anteil an erneuerbarem Strom sollte sich beim Winterpaket für den Vorrang für Strom aus erneuerbarer Energie einsetzen. Man sägt doch auch nicht auf dem Ast, auf dem man sitzt.“
Trotz Ökostromnovelle Rückgang bei Windkraftausbau
Im neuen Regierungsprogramm ist 100 % (national bilanziell) Strom aus erneuerbaren Energiequellen bis 2030 verankert. „Für ein neues Fördersystem bedarf es einer profunden Erarbeitung von passenden Rahmenbedingungen für die einzelnen Technologien, die einem deutlich stärkeren Ausbau auch wirklich gerecht werden. Dabei sollte Österreich aus den vielen Fehlern, die in den letzten Jahren international passiert sind, lernen und auf Ausschreibungen für Windkraft verzichten. Wir sollten uns an bewährten, erfolgreichen Fördersystemen orientieren“, so Moidl und ergänzt: „Aktuell geht der Windkraftausbau immer noch weiter zurück. 2014 wurden 143 neue Windräder errichtet. 2017 waren es nur mehr 63 Anlagen.“
„Die Windkraftwerke, die wir heuer errichten werden, wurden bereits vor Jahren bewilligt“, ärgert sich Martin Steininger, Vorstand der Windkraft Simonsfeld AG. Das im Weinviertel ansässige Unternehmen betreibt derzeit 78 Windkraftwerke in Österreich und bringt heuer 13 neue Anlagen ans Netz. „Sie steigern unsere Produktionskapazität um 22 Prozent. Der Ausbau könnte aber wesentlich schneller umgesetzt werden“, erläutert Steininger: „11 unserer 13 neuen Anlagen warten bereits seit drei Jahren auf ihre Errichtung. Für mich ist es unverständlich, dass wir es hinnehmen, dass wir weiterhin Unmengen an Strom importieren, während hunderte bewilligte Windkraftwerke jahrelang auf Einspeisetarife warten müssen.“
10 Prozent Windstrom in Österreich
Derzeit erzeugen in Österreich 1.260 Windräder mit einer Leistung von 2.844 MW 6,1 Milliarden Killowattstunden Strom im Jahr, was rund 10 % des Stromverbrauchs entspricht. Damit sparen die Windräder in Österreich 3,9 Millionen Tonnen CO2 ein, was dem Ausstoß von 35 % aller österreichischen PKWs entspricht.
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Aussender: IG Windkraft Ansprechpartner: Mag. Martin Jaksch-Fliegenschnee Tel.: +43 (0)699 1 88 77 855 E-Mail: m.fliegenschnee@igwindkraft.at Website: www.igwindkraft.at