Wien (pts018/18.01.2018/12:15) – Höhepunkt der Veranstaltung war die Auszeichnung der Preisträger des international ausgeschriebenen Living Standards Awards 2018. Der Preis wurde heuer bereits zum vierten Mal für die vorbildliche Mitwirkung an der Standardisierung und Nutzung von Standards vergeben. Die international zusammengesetzte Fachjury legte bei der Auswahl ihrer fünf Favoriten besonderen Wert auf die erfolgreiche, strategische Anwendung sowie Neu- und Weiterentwicklung von Standards auf nationaler und internationaler Ebene.
Gesicherte Wasserqualität nach österreichischem Standard
Prämiert wurde beim Living Standards Award 2018 die interdisziplinäre Forschungskooperation „UV-Team Austria“ für die Entwicklung eines Standards zur Überprüfung von UV-Desinfektionsanlagen für Trinkwasser. Die ÖNORM M 5873 „Anlagen zur Desinfektion von Wasser mittels Ultraviolett-Strahlen – Anforderungen und Prüfung“ (Teil 1 und 2) ist die Grundlage für die Zertifizierung von Anlagen, bei denen man sich darauf verlassen kann, dass sie eine vollständige Desinfektionsleistung bringen. „UV-Bestrahlung von Wasser ist eines der besten und wirksamsten Desinfektionsverfahren für Trinkwasser, die wir derzeit haben, aber es haben die entsprechenden Standards und Qualitätskriterien gefehlt“, beschreibt die Leiterin des UV-Teams Austria, Regina Sommer von der MedUni Wien die Beweggründe für diesen Standard.
Das Prinzip ist einfach: Das Trinkwasser fließt in einer Bestrahlungskammer an UV-Strahlern vorbei, und im Bruchteil einer Sekunde werden Mikroorganismen, wie Bakterien, Viren aber auch sehr widerstandsfähige Parasiten, inaktiviert. Sie sind dann nicht mehr in der Lage, sich zu vermehren und den Menschen zu infizieren. Im Gegensatz zu Chlor ist die Desinfektion mit UV-Strahlen geschmacksneutral, weil sie – gemäß ÖNORM angewendet – die Inhaltsstoffe des Wassers nicht verändert.
Das internationale Interesse an dieser ÖNORM ist groß, Sie wurde bereits mehrfach ins Englische übersetzt und von vielen Staaten der Welt übernommen. „Darauf sind wir sehr stolz“, freut sich das UV-Team Austria. In Frankreich wurde die ÖNORM Anfang 2013 sogar für verbindlich erklärt. Ein echter Qualitätsbeweis für österreichisches Know-how.
Österreichisches Know-how im weltweiten Einsatz
Mit der effizienten Weiterentwicklung von Standards konnte NXP Semiconductors Austria bei der Jury punkten. Für den Entwickler von Chips für sichere, kontaktlose Identifikations- und Zutrittssysteme ist Standardisierung ein Kernelement, um den globalen Markt zu erreichen. „Darum investieren wir Manpower und finanzielle Mittel in die Entwicklung und Weiterentwicklung bestehender Standards“, erklärte Paul Hubmer, Technik-Geschäftsführer von NXP bei der feierlichen Preisüberreichung.
NXP Semiconductors Austria GmbH hat die NFC-Technologie (Near Field Communication) maßgeblich mitentwickelt. Das Know-how ist u.a. in mehrere Standards eingeflossen.
Bereits 2001 war NXP maßgeblich an der Entwicklung der internationalen Normenreihe für kontaktlose Chipkarten, ISO/IEC 14443, beteiligt. Mittlerweile ist dieser internationale Standard das grundlegende Protokoll, mit dem alle Bankomaten und digitalen Identifikations- und Zutrittssysteme kontaktlos miteinander kommunizieren. Neue Technologien und Anforderungen an Endprodukte machten es notwendig, diesen Standard kontinuierlich weiterzuentwickeln. Heute sind fast alle Smartphones mit NFC-Technik ausgestattet.
Standards für grenzüberschreitende Technologien
Für die erfolgreiche Entwicklung und Umsetzung eines innovativen Projekts unter frühzeitiger Miteinbeziehung von Standards wurde auch die Österreichische Staatsdruckerei GmbH (OeSD) mit dem Living Standards Award 2018 ausgezeichnet. Mit der „My Identity App“ (MIA) hat die OeSD eine innovative Lösung entwickelt, die digitale Ausweise und elektronische Identität (eID) weltweit via Handy gesichert abrufbar macht. Im Gegensatz zu „Wallet-Lösungen“ werden die Ausweise nicht am Smartphone gespeichert. Es kann nur mit Zustimmung der betroffenen Person über einen zentralen Hochsicherheitsserver des jeweiligen Landes und über eine verschlüsselte Internetverbindung auf die angeforderten Daten zugegriffen werden.
Diese „Security (ensured) by Process“-Lösung haben Experten der OeSD auch in die internationale Normungsarbeit eingebracht. „Für MIA ist es extrem wichtig, standardisiert zu sein, weil digitalisierte Dokumente, wie Führerscheine oder Zulassungsscheine, die wir auf das Smartphone bringen, auch grenzüberschreitend lesbar sein müssen. Deshalb sollten wir hier möglichst rasch standardisieren – zumindest einmal innerhalb der EU“, betonte Lukas Praml, CEO der Österreichischen Staatsdruckerei.
Standards zur gesicherten Übertragung von Gesundheitsdaten
Das Austrian Institute of Technology (AIT) erhielt den Living Standards Award 2018 für eine App zur Messung und Übertragung von Gesundheitswerten, wie z. B. Körpergewicht, Blutzucker und Blutdruck. Peter Kastner, AIT Digital Health Information Systems: „Durch Berücksichtigung von Standards ist es möglich, verschiedene Mess-Sensoren von verschiedenen Herstellern in ein Gerätetagebuch-Szenario einzubinden und z. B. den Blutzuckermesswert direkt nach der Erfassung in eine Gesundheitsapp zu übernehmen. Die Daten werden dann mit einem zentralen Server synchronisiert, auf den auch ein Arzt Zugriff hat.“
Technische Standards ermöglichen so einen einfachen, neuartigen Dialog zwischen Arzt und Patient. Die digitale Interaktion zwischen Mensch und Technik soll bewirken, dass Menschen nachhaltig ihre Einstellung und ihr Verhalten ändern und gesünder leben. „Der Living Standards Award bedeutet uns sehr viel, weil er uns in unserer Strategie bestätigt, bei all unseren innovativen Entwicklungen von Anfang an Standards mit zu berücksichtigen, um mit unseren Produkten die höchstmögliche Akzeptanz und Effektivität zu erzeugen“, ergänzte Elke Günther, AIT Head of IT Health & Environment Department.
Grün statt grau – Standards für Dachbegrünung
Last but not least konnte sich auch die GrünStattGrau Forschungs- und Innovations GmbH über die Verleihung des Living Standards Award freuen. GrünStattGrau ist das erste Innovationslabor und die Kompetenzstelle für die grüne Stadt der Zukunft. Ziel ist die durchgängige Begrünung von Stadtquartieren durch gezielte Gebäudebegrünungs-Maßnahmen, um das Mikroklima der Stadtteile zu verbessern. „Mehr Grün kann ganze Städte kühlen helfen, zum Artenschutz beitragen und trotz verdichteter Bauweise sozialen Benefit erhalten und schaffen“, erklärt Vera Enzi, die technische Geschäftsführerin von GrünStattGrau.
Gemeinsam mit Netzwerkpartnern aus Wirtschaft, Wissenschaft und Verwaltung erforscht und plant GrünStattGrau Bauwerksbegrünungsprojekte im gesamten Bundesgebiet. Damit setzt Österreich die 2014 ins Leben gerufene Strategie der Europäischen Kommission („Green Infrastructure and Re-naturing Cities with Nature based Solutions“) nicht nur auf nationaler Ebene besonders anwendungsorientiert um. Österreich hat durch die Anwendung des erprobten und laufend weiterentwickelten Standards für Dachbegrünungen, die ÖNORM L1131, das Potenzial, auch international die Technologieführung zu übernehmen. Auf Standard-Ebene kann man nicht nur viele technische Faktoren regeln und vergleichen, sondern auch die Zukunft mitgestalten – z. B. durch das Erreichen von Klimaschutzzielen.
(Ende)
Aussender: Austrian Standards Institute – Österreichisches Normungsinstitut Ansprechpartner: Dr. Johannes Stern Tel.: +43 1 21300-317 E-Mail: j.stern@austrian-standards.at Website: www.austrian-standards.at