Wien (pts006/06.02.2018/10:00) – In Gesundheitseinrichtungen kommt es immer wieder zu tragischen Unglücksfällen. So zuletzt im Herbst 2017, als in Oberösterreich einem 61-jährigen Herzpatienten anstatt einer Kalium- eine Kalzium-Infusion verabreicht wurde, und der Patient an Multiorganversagen starb. Um derartige lebensbedrohende Risiken für die Patientensicherheit zu erkennen, braucht es hochqualifizierte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Austrian Standards hat soeben ein neues Zertifizierungsschema vorgestellt, das festlegt, welche Kompetenzen ein Patient Safety Officer (PSO) haben soll.
„Bisher kamen bei Fragen der Patientensicherheit hauptsächlich kausalanalytische Methoden zum Einsatz“, erklärt Manfred Zottl, der als Patientensicherheitsbeauftragter im Krankenhaus arbeitet und fachlicher Leiter der ARS-Akademie Patientensicherheit ist. Risiken und tatsächliche Zwischenfälle wurden bislang hinsichtlich ihrer Ursachen untersucht, die man anschließend zu beeinflussen versuchte. Dieser als „Safety-I“ bekannte Ansatz ist besonders sinnvoll bei klaren, standardisierten Abläufen mit möglichst wenig Varianz.
„Safety-II“ für komplexe Abläufe
„Im Gesundheitswesen mit seinen komplexen Abläufen ist hingegen der Safety-II-Zugang wesentlich sinnvoller“, erklärt Manfred Zottl. Dieser betrachtet die Diskrepanz zwischen der theoretischen Vorstellung von Abläufen und ihrer praktischen Realität und begegnet ihr mit systematischer Resilienz. „Die Ausbildung zum Patient Safety Officer vermittelt die Kompetenz, Prozesse und Rahmenbedingungen nach dem Safety-II-Ansatz zu betrachten und entsprechende Maßnahmen abzuleiten. Dies stellt eine – dem aktuellsten Stand des Wissens angemessene – Ergänzung zum Klinischen Risikomanager dar“, betont der Sicherheitsexperte.
Analyse, Bewertung und Abhilfe
Personen, die gemäß dem Zertifizierungsschema von Austrian Standards zertifiziert sind, haben die entsprechenden Fähigkeiten, um in Einrichtungen des Gesundheitswesens Risiken für die Patientensicherheit in klinischen Prozessen erkennen, analysieren, bewerten, darstellen und dokumentieren zu können sowie angemessene Maßnahmen zu ihrer Bewältigung zu formulieren. Kommt es zu Zwischenfällen, können zertifizierte Patient Safety Officer daraus Verbesserungspotentiale ableiten und in nachhaltig wirksame Maßnahmen übersetzen. Das vorliegende Schema zur Personenzertifizierung entspricht unter anderem dem „Patient Safety Curriculum Guide“ der Weltgesundheitsorganisation WHO und ersetzt das Schema mit dem Titel „Klinischer Risikomanager mit Schwerpunkt Patientensicherheit“. Aufgaben und Verantwortungen des Patient Safety Officers sind in der ONR 192051 beschrieben.
Bibliografie: Zertifizierungsschema P25 Patient Safety Officer (PSO) Weblink: http://bit.ly/ZertPSO ONR 192051 Compliance im klinischen Bereich zur Erhöhung der Patientensicherheit Weblink: http://bit.ly/ONR192051
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Aussender: Austrian Standards Institute – Österreichisches Normungsinstitut Ansprechpartner: Dr. Johannes Stern Tel.: +43 1 21300-317 E-Mail: j.stern@austrian-standards.at Website: www.austrian-standards.at