München/Wien (pts022/28.08.2018/11:15) – „Neue Studienergebnisse legen nahe, dass eine vernünftige Mischkost am besten einer herzgesunden Diät entspricht“, berichtet Prim. Univ.-Prof. Dr. Andrea Podczeck-Schweighofer (KFJ Wien), Präsidentin der Österreichischen Kardiologischen Gesellschaft, vom Kongress der Europäischen Gesellschaft für Kardiologie (ESC) in München. So zeige eine dort vorgestellte Studie aus Polen, dass eine Ernährung mit sehr wenigen Kohlenhydraten (Low Carb) aus kardiologischer Sicht riskant sein kann und gemieden werden sollte.
„Menschen mit einer Low Carb-Ernährung haben ein erhöhtes Risiko eines vorzeitigen Todes“, sagte Studienautor Prof. Dr. Maciej Banach (Lodz, Polen). „Auch die Risiken für individuelle Todesursachen wie Herzerkrankungen, Schlaganfall und Krebs sind erhöht.“ Die Studie untersuchte den Zusammenhang zwischen Diäten mit niedrigem Kohlenhydrateanteil, der Gesamtsterblichkeit, Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Krebs bei 24.825 Teilnehmern des US National Health and Nutrition Examination Survey. Fazit: Im Vergleich zu Teilnehmern mit dem höchsten Kohlenhydrate-Konsum hatten – innerhalb eines Beobachtungszeitraumes von durchschnittlich 6,4 Jahren – jene mit dem niedrigsten eine um 32 Prozent erhöhte Gesamtsterblichkeit. Das Risiko eines Todes infolge einer Herzkrankheit war bei ihnen um 51 Prozent erhöht, einer zerebrovaskulären Krankheit inklusive Gehirnschlag um 50 Prozent, und einer Krebserkrankung um 35 Prozent.
„Eine Diät mit wenig Kohlenhydraten kann kurzfristig sinnvoll sein um abzunehmen, den Blutdruck zu senken und die Glukosekontrolle zu verbessern“, sagt Prof. Podczeck-Schweighofer. „Doch langfristig steht sie offenbar mit einem erhöhten Sterblichkeitsrisiko in Zusammenhang.“ Eventuell spiele dabei die niedrigere Einnahme von Ballaststoffen und Früchten, der erhöhte Konsum von tierischen Proteinen, Cholesterin und gesättigten Fetten eine Rolle. Auch Unterschiede bei Vitaminen, Mineralien und sekundären Pflanzeninhaltsstoffen können Auswirkungen haben.
PURE-Studie: Fleisch und Milchprodukte sind herzgesund und tragen zur Langlebigkeit bei
Was herzgesunde Ernährung wirklich ist, unterscheidet sich häufig von dem, was viele dafür halten, sagt Prof. Dr. Salim Yusuf (McMaster University, Hamilton, Canada) bei der Präsentation der PURE-Studie, die zeitgleich in The Lancet publiziert wird: „Zum Beispiel zeigen unsere Ergebnisse, dass Milchprodukte und Fleisch herzgesund sind und zur Langlebigkeit beitragen. Das weicht von herkömmlichen Ernährungsempfehlungen ab.“ Menschen mit einer Diät, die Obst, Gemüse, Nüsse, Fisch, aber auch Milchprodukte und Fleisch betont, hatten das niedrigste Risiko einer Herz-Kreislauf-Erkrankung oder daran zu versterben.
Das sind die Ergebnisse einer Gesamtanalyse von fünf Studien mit mehr als 218.000 Teilnehmern, die aus über 50 Ländern in fünf Kontinenten kamen. Diese Ergebnisse, so Prof. Yusuf, seien global gültig. Allerdings sei nur nicht-verarbeitetes Fleisch Teil einer herzgesunden Ernährung. Außerdem sollte die konsumierte Menge raffinierter Kohlenhydrate begrenzt werden – diese wurden industriell verarbeitet, wobei zumeist die Ballaststoffanteile entfernt werden. So wird Vollkornmehl zu Weißmehl und Zuckerrohr bzw. Zuckerrüben werden zu Haushaltszucker.
Kein Freibrief für einen exzessiven Fleischkonsum – ausgewogene Ernährung
„Diese Ergebnisse sollten aus kardiologischer Sicht als Plädoyer für eine ausgewogene Mischkost gesehen werden, nicht als Freibrief für einen exzessiven Fleischkonsum – von übermäßigen Fleisch- und Wurstwaren wird ohnehin ausdrücklich abgeraten“, kommentiert Prof. Podczeck-Schweighofer diese Ergebnisse. Bei dieser internationalen Studie müssen natürlich auch regionale Unterschiede bei der Ernährung und der Verfügbarkeit von Nahrungsmitteln berücksichtigt werden. „In den wohlhabenden Ländern ist aus kardiologischer Sicht der Fleischkonsum viel zu hoch, hier sollte ein höherer Anteil der in der Studie von Prof. Yusuf genannten Bestandteile einer herzgesunden Diät abgestrebt werden: Also Obst, Gemüse, Nüsse, Fisch und Milchprodukte, wobei bei letzteren der Fettanteil nicht zu hoch sein sollte. Zuviel fetter Käse zum Beispiel ist sicherlich nicht ideal“, sagt Prof. Podczeck-Schweighofer.
Hohe Ernährungsqualität – niedrigere die Rate an kardiovaskulären Events und Tod
Von Prof. Yusuf und seinem Team wurde für die Studie ein spezieller Ernährungsqualitäts-Score entwickelt und die Teilnehmer von insgesamt fünf internationalen Studien wurden, je nach der Qualität ihrer Ernährung, in fünf Gruppen eingeteilt. Verglichen wurde schließlich das Risiko der einzelnen Gruppen, an einer Herz-Kreislauf-Krankheit zu erkranken oder daran zu versterben. Die Zusammenhänge zwischen Nahrungsqualität, Herz-Kreislauf-Krankheiten und Tod wurden zunächst bei 138.527 Menschen zwischen 35 und 70 Jahren ohne Herz-Kreislauf-Krankheit in der PURE-Studie untersucht. Anschließend wurden die Ergebnisse überprüft bei 31.546 Patienten mit einer Herz-Kreislauf-Krankheit aus der ONTARGET und der TRANSCEND-Studie, 27.098 Patienten mit einem ersten Herzinfarkt aus der INTERHEART-Studie, und 20.834 Patienten mit einem ersten Schlaganfall aus der INTERSTROKE-Studie.
Nach einer durchschnittlichen Beobachtungszeit von 9,1 Jahren gab es 6.821 Todesfälle und 5.466 kardiovaskuläre Ereignisse wie Tod durch eine Herz-Kreislauf-Erkrankung, nicht tödliche Herzinfarkte, Schlaganfälle und Herzschwäche. Fazit: Die Ernährungsform mit der höchsten Qualität war assoziiert mit der niedrigsten Rate an kardiovaskulären Events, Tod durch Herz-Kreislauf-Erkrankungen und nicht-kardiovaskulärem Tod. Die anderen Studien zeigten vergleichbare Ergebnisse.
Quellen: ESC Abstract Nr. 88255: Mazidi et al.: Low carbohydrate diets and all cause and cause specific mortality: a population based cohort study and pooling prospective studies Hot Line – Late Breaking Clinical Trials 4, Dienstag, 28. August, 08:00
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