Soziale Arbeit: Rebellion und Akademisierung

St. Pölten (pts032/07.05.2021/13:25) – Der Social Work Science Day 2021 fokussierte unter dem Motto „(K)eine Rebell*in: 20 Jahre Ausbildung und Forschung“ auf Facetten der Rebellion in der Sozialen Arbeit. Drei Keynotes skizzierten die Entwicklung der Ausbildung in der Sozialen Arbeit in St. Pölten in den letzten 20 Jahren und in dem Zusammenhang Aspekte der Professionalisierung. Eine Posterpräsentation und Workshops gaben Einblick in aktuelle Lehrforschungsprojekte. Rebellische Aspekte der Tagung und der Profession konnten die Teilnehmer*innen online diskutieren und finden.

Im Jahr 2001 wurde aus der dreijährigen Ausbildung von Sozialarbeiter*innen an den „Bundesakademien für Sozialarbeit“ ein Studium an Fachhochschulen. Der Wechsel aus dem berufsbildenden Schulwesen in den Bereich der angewandten Hochschulwissenschaften hat die Professionalisierung und Akademisierung verstärkt.

„Aus Anlass dieses Jubiläums wollten wir heuer die Profession und ihre Ausbildung kritisch beleuchten. Gibt es noch Rebellion in der Sozialen Arbeit – die Widerspenstigkeit, verbunden mit der Kraft der Empörung? Sind Demos durch Studierende, Einmischungen in den öffentlichen und hochschulischen Diskurs dem Einhalten von Richtlinien für schriftliche Arbeiten gewichen? Inwiefern kann Rebellion als Mandat Sozialer Arbeit verstanden werden?“, stellte Christine Haselbacher, die Leiterin des Departments Soziales an der FH St. Pölten, Fragen für das Symposium.

Rebellion, Akademisierung, Teilhabe-Chancen

Drei Keynotes hinterfragten das Spannungsverhältnis zwischen der sich entwickelnden Profession Sozialer Arbeit und der sich verändernden Ausbildungsstrukturen der letzten 20 Jahre. Departmentleiterin Christine Haselbacher und FH-Dozentin Christine Schmid stellen unter dem Titel „Bis hierher und weiter“ Schlaglichter zur Ausbildung Sozialer Arbeit in Gegenwart und Zukunft vor.

Monika Vyslouzil, die erste Leiterin des Diplomstudiengangs, zeigte, wie sich die Ausbildung in der Sozialen Arbeit am Standort St. Pölten von den 70ern bis zum Fachhochschulstudiengang entwickelt hat. „Schon zu Zeiten der Akademie für Sozialarbeit wurden vom Lehrenden-Team Aktivitäten gesetzt, die nichts mit dem vorgeschriebenen Lehrplan zu tun hatten. Es wurden Entwicklungen vorweggenommen, die an der FH im passenden Rahmen umfassender umgesetzt werden konnten. Ich denke da an die Fortbildungslehrgänge, Publikationen und die Teilnahme am Erasmus-Programm“, erklärt Vyslouzil.

Andrea Nagy von der Freien Universität Bozen steuerte eine autobiografische Skizze zum Thema „Rahmenbedingungen professioneller Entwicklung und sozialer Mobilität“ bei. „Möglichkeiten und Perspektiven der individuellen Weiter- und Höherbildung sind wesentlich von Sozialen Kontextbedingungen abhängig, die politisch zu gestalten sind. Darüber hinaus gilt es ein erhöhtes Bewusstsein zu entwickeln: Bei der Gestaltung der Rahmenbedingungen von Bildung geht es um Teilhabe-Chancen und soziale Mobilität. Das sind auch Kernthemen Sozialer Arbeit. Die rebellische Funktion der Sozialen Arbeit liegt auch darin, Klient*innen zu ermutigen und zu unterstützen, die eigene Lebenslage und die Lebensbedingungen grundlegend zu verbessern. Dabei spielt Bildung eine entscheidende Rolle“, sagt Nagy.

Studierendenprojekte und Workshops

Studierende zeigten in Workshops anhand ihrer Lehrforschungsprojekte, wie sie forschend sozialarbeitsrelevante Lösungsansätze zu aktuellen gesellschaftlichen Fragestellungen entwickeln. Themen waren unter anderem Peers im Feld der Sozialen Arbeit, Soziale Arbeit mit älteren Menschen, Dokumentation und Bewertung sozialarbeiterischer Betreuungsprozesse in der Primärversorgung, Nutzer*innenbeteiligung in der Lehre, partizipative Forschung in der Sozialen Arbeit, betriebliche Sozialarbeit, Gemeinwesenarbeit und Quartiersmanagement.

Eine Dokumentation zur Tagung gibt es hier: https://swsd.fhstp.ac.at/tagungsdokumentation

Social Work Science Day 6. Mai 2021, online via Zoom https://swsd.fhstp.ac.at

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