Wien (pts029/06.12.2021/12:05) – Im Frühjahr gestartet, rechtzeitig vor Weihnachten finalisiert. Das Crowdfunding-Projekt „Gin zu Ende, achtzehn Uhr“ des österreichischen Autors Alexander Peer wurde jetzt mit der Veröffentlichung abgeschlossen. Das „Büchlein der berauschenden Gedichte“ (Zitat: Peer) erscheint am 7. Dezember 2021 in der Reihe Limbus Lyrik, bebildert mit Fotografien, die an verschiedensten Orten Europas entstanden sind sowie einem kommentierenden Essay der Literaturwissenschaftlerin und Autorin Daniela Chana.
Philosophie wird bei Alexander Peer nicht zum kopfschweren Unterfangen, sondern zum belebenden Spiel, das der 50-jährige Salzburger gekonnt betreibt. Pünktlich zur Ersterscheinung gibt es daher auch einen Live-Stream der Buchpräsentation aus dem Literaturhaus Salzburg am 7.12. um 19.30 Uhr: http://www.literaturhaus-salzburg.at/content.php?id=90&programmdetail=9141
Humorvoller Humanismus
„Gin zu Ende, achtzehn Uhr“ mag ein Ausblick sein, der beunruhigt. Tatsächlich aber ist das ein verheißungs- und genussvoller Titel, weil der Gedichtband aus der Feder von Alexander Peer stammt, der sich im literarischen Geschehen Österreichs einen guten Namen als vielbelesener Rezitator mit sonorer Stimme gemacht hat. Der Gin charakterisiert einen Sprecher, der uns in Peers Gedichten begegnet, nämlich den humanistisch gebildeten Genießer, der in seiner Bibliothek über Leben, Literatur und Kultur nachdenkt.
Mit Witz und Verve gestaltet Peer erzählende Gedichte, die sich mit Beziehungen von Liebenden genauso befassen wie mit den großen Themen unserer Gesellschaft. Immer wieder wird das Wechselspiel von Denken und Fühlen befragt. Am stärksten gelingt das dort, wo mehrere Ebenen der Betrachtung miteinander verwoben sind: „Kaum streichle ich die Buchstaben, / brennen deine Sohlen, / schon schreitest du über Leselisten hinweg, / wir streichen die Lektüre / aufs Brot der harten Jahre“, heißt es im Gedicht ‚Geliebte’“.
Was treibt Pandora an Tagen ohne Büchse?
Ohne Scheu vermessen die Texte die Kultur und stellen wohltuend unerhörte Fragen: „Was schleppte Pandora denn so mit sich rum an Tagen ohne Büchse?“ ist letztlich eine Frage an die Mythologie und ihre Fähigkeit, uns durch Geschichten zu fesseln. Gleichzeitig zeigt das Beispiel, wie sehr unsere Wahrnehmung der Wirklichkeit durch Geschichten geprägt ist. Auch die kindliche Stimme berührt tief, wenn sie bekennt: „Als Kind schraubte ich eine Uhr auf, um darin die Zeit zu finden.“
Unerschrocken wendet sich der Gedichtband den Verwerfungen der digitalen Disruptionen und den damit verbundenen sozialen Herausforderungen zu. „Die Ich-AG schüttet keine Dividenden aus“, heißt es da einmal. Dann weiß man, dass Selbstbestimmung und Ausbeutung fließend sind. Hier wird unmissverständlich klar, wie konsequent sich der Wandel der Arbeitsverhältnisse vollzieht und dass kein Euphemismus dafür reicht, die Brüche zu kaschieren.
Autoren-Website: https://www.peerfact.at Literaturwissenschaftlerin: https://www.literaturport.de/Daniela.Chana/ Verlag: https://www.limbusverlag.at/index.php/ginzuendeachtzehnuhr
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