Wien (pts023/11.05.2016/10:30) – Wasser gilt als Gold der Zukunft. Schätzungen zufolge haben mehr als eine Milliarde Menschen weltweit keinen Zugang zu sauberem Trinkwasser. Bevölkerungswachstum, steigender Konsum und höherer Lebensstandard werden laut aktuellem Weltwasserbericht der UNESCO den Wassermangel in vielen Regionen der Erde weiter verschärfen.
Österreich kann sich diesbezüglich im Vergleich zu anderen Ländern glücklich schätzen, hat es doch große Trinkwasservorkommen und -reserven. Allerdings können auch hierzulande heiße, trockene Sommer zu Wasserknappheit führen. 2015 war etwa in Salzburg der Grundwasserspiegel so stark gesunken, dass sogar 75 Meter tiefe Brunnen noch tiefer gegraben werden mussten. Eine langfristige Lösung des Problems wäre, Regenwasser von Dächern und betonierten Flächen nicht einfach in die Kanalisation abzuleiten, sondern dafür zu sorgen, dass es am Grundstück versickern kann.
Obwohl Europa nicht der ariden (trockenen) Klimazone angehört, lebt nahezu die Hälfte der europäischen Bevölkerung in Ländern, in denen aus den vorhandenen Süßwasserquellen zu viel entnommen wird. Die EU-Wasserrahmenrichtlinie (Richtlinie 2000/60/EG vom 23. Oktober 2000) stellt deshalb Qualitätsziele für Wasser auf und spricht ein Verschlechterungsverbot aus. Das bedeutet, dass (zumindest) der derzeitige Zustand von Oberflächen- und Grundwasser gewährleistet werden muss. Alle gewässerrelevanten Aktivitäten sind so durchzuführen, dass eine Verschlechterung nach derzeitigem Kenntnisstand ausgeschlossen ist.
Brunnen und Quellfassungen
Neben der Entnahme von Wasser aus Seen und Flüssen sind es in erster Linie Brunnen und auch Quellfassungen, die den Zugang zum Wasser erschließen. Im Mittelmeerraum lassen sie sich bereits 8 000 Jahre vor unserer Zeitrechnung nachweisen, etwa 2 000 Jahre jünger sind die Spuren erster Holzbrunnen in Mitteleuropa. Heute werden Brunnen auf unterschiedliche Weise mit Hilfe modernster technischer Methoden und Maschinen errichtet. Sie dienen aber u. a. auch für die Bereitstellung von Nutzwasser, für die thermische Nutzung des Grundwassers oder als Sperr- und Absenk- oder Versickerungsbrunnen.
Seit Mitte März 2016 gibt es einen neuen Standard für Planung, Bau und Betrieb dieser unterschiedlichen Arten von Brunnen: ÖNORM B 2601, die die bisherige Ausgabe aus 2004 ersetzt. Sie enthält nun, wie Dipl.-Ing. Walter Wessiak, Vorsitzender der Arbeitsgruppe „Brunnenbau“ bei Austrian Standards, erläutert, Systemskizzen zum besseren Verständnis und zur Klarstellung der Begriffe, vor allem zu Schacht-, Bohr- und Horizontalfilterbrunnen. Methoden zur Überwachung und Dokumentation von Brunnen sowie Aussagen über die Bestimmung der Korngröße des Filtermaterials und Festlegung der verwendeten Materialien sind ebenfalls neu.
Ausbildungsgrundlage
Die überarbeitete ÖNORM B 2601 ist auch Lehr- und Lerngrundlage für die gesamte Ausbildung im Brunnen- und Grundbau sowie bei der Ausbildung von Bohrmeistern durch die Vereinigung Österreichischer Bohr-, Brunnenbau- und Spezialtiefbauunternehmungen VÖBU. Wichtig in diesem Zusammenhang ist ÖNORM B 2602 für Quellfassungsanlagen, die in Kürze neu publiziert wird. Neu sind auch hier Methoden für Überwachung und Dokumentation, die Abschnitte „Ergiebigkeit und Wasserqualität“, „Quelltest und Quellbeobachtung“ sowie „Quellensanierung“. Die Errichtung von Brunnen gilt übrigens als Spezialtiefbau. Für Ausschreibung und Vergabe der Arbeiten empfehlen Experten, die ÖNORM B 2279 als Werkvertragsnorm heranzuziehen.
Europäisches Thema
„Österreich hat damit“, so Dipl.-Ing. Dr. Jochen Fornather, Komitee-Manager bei Austrian Standards, „ein aktuelles und modernes Regelwerk, das hilft, ausreichenden und sicheren Zugang zu Wasser zu ermöglichen, und das gleichzeitig eine verantwortungsvolle Nutzung unterstützt.“ Nun wird das Thema „europäisch“, denn Frankreich hat über sein Normungsinstitut AFNOR einen Antrag auf Gründung eines europäischen Komitees gestellt. Fornather: „Hier wird es wichtig sein, das umfassende österreichische Know-how in künftige europäische Standards einzubringen.“
Bibliografie
ÖNORM B 2601 Wassererschließung – Brunnen – Planung, Bau und Betrieb ÖNORM B 2602 … – Quellfassungsanlagen – Planung, Bau und Betrieb ÖNORM B 2279 Spezialtiefbauarbeiten – Aufschluss-, Brunnen- und Grundbauarbeiten – Werkvertragsnorm
Erhältlich unter http://bit.ly/wassererschließung
(Ende)
Aussender: Austrian Standards Institute – Österreichisches Normungsinstitut Ansprechpartner: Dr. Johannes Stern Tel.: +43 1 21300-317 E-Mail: j.stern@austrian-standards.at Website: www.austrian-standards.at