Wien (pts033/19.01.2017/12:15) – Noch immer bekommen in Europa viele Patienten mit chronischen Schmerzen keine ausreichende Therapie. Vorurteile, Fehlinformationen und mangelndes Wissen behindern vielerorts auch die Anwendung der potentesten Analgetika, der Opioide in verschiedenen Darreichungsformen und Dosierungen. Ein vor wenigen Tagen im European Journal of Pain publiziertes neues Positionspapier der Europäischen Schmerz-Föderation EFIC soll hier klare Antworten auf offene Fragen geben und Abhilfe bei bestehenden Mängeln fördern.
„Mangelhaft behandelte chronische Schmerzen sind weltweit ein Thema. Die negativen Auswirkungen chronischer Schmerzen auf die Betroffenen und ihre Angehörigen sind enorm“, betont o. Univ.-Prof. DDr. Hans-Georg Kress, Leiter der Abteilung für Spezielle Anästhesie und Schmerztherapie (AKH/MedUni Wien), Vorstandsmitglied der Österreichischen Schmerzgesellschaft und Past President der EFIC. Er ist einer der Autoren des neuen Positionspapiers.
„20 Prozent der Menschen in Europa leiden an chronischen Schmerzen. Das bedeutet ein einschneidendes Los für Millionen. Häufig sind chronische Schmerzzustände vor allem bei Frauen und im höheren Alter“, heißt es in dem Positionspapier. Gleichwohl gibt es gravierende Behandlungsdefizite: Bei einem Gutteil der Patienten sind ihre quälenden Symptome nicht oder nicht ausreichend abgeklärt und auch nicht ausreichend behandelt, wie die Fachleute feststellen.
Mehrere Faktoren sind daran schuld: Einerseits glauben noch immer viele Menschen, dass auch chronische Schmerzen einfach „zu ertragen“ wären. Andererseits mangelt es auf Seiten der Ärzte oft noch an entsprechender Ausbildung und Information. Dies gilt vor allem für die medizinische Versorgung außerhalb der Spitäler.
„Nur eine Minderheit der Patienten in Europa haben Zugang zu spezialisierten Schmerzeinrichtungen. Viel öfter liegt die Verantwortung für das Management chronischer Schmerzen und für die Einleitung einer Therapie auch mit Opioiden bei Allgemeinmedizinern oder anderen Ärzten, die darauf nicht spezialisiert sind“, sagte Prof. Kress zum neuen EFIC-Dokument.
Für eine Schmerztherapie mit Opioiden liegen in den europäischen Staaten auch oft schlechte Rahmenbedingungen vor. Die EFIC-Experten listen unter anderem auf: – übertrieben restriktive und strikte Regulative für die Verschreibung und Verwendung von Opioiden in der Schmerzmedizin – negative Einstellungen (Vorurteile) gegenüber dem Gebrauch von Opioiden – fehlende finanzielle Ressourcen und Strukturen (Betten, Personal) für die Schmerzmedizin – große Unterschiede im Gebrauch von Opioiden in den einzelnen Ländern und mangelnde Richtlinien auf diesem Gebiet.
Dabei könnten die Defizite mit politisch unterstützter struktureller Verbesserung der Lage der Schmerzmedizin insgesamt, bei entsprechender Öffentlichkeitsarbeit in der Bevölkerung und entsprechender geregelter Ausbildung der Ärzteschaft inklusive der Etablierung mehrstufiger Versorgungssysteme zur Betreuung von Patienten mit chronischen Schmerzen durchaus behoben werden.
Das neue EFIC-Positionspapier formuliert dazu einige Grundsätze: „Eine Therapie mit Opioiden sollte im Rahmen eines multimodalen Therapieplans und von dafür ausgebildeten und kompetenten Ärzten eingeleitet werden, wenn einfachere Mittel versagt haben. Alle Patienten unter Opioid-Therapie benötigen eine engmaschige, schmerzmedizinische Kontrolle.“
Bei Versagen oder beim Auftreten von Nebenwirkungen muss adäquat gehandelt werden. Nebenwirkungen gehören therapiert, bei einem nicht ausreichenden Effekt müssen die Behandlungskonzepte leitliniengerecht angepasst bzw. verändert werden.
Das EFIC-Papier setzt sich mit allen diesen Aspekten, inklusive der Charakteristika einzelner Opioid-Analgetika und deren Gebrauch, auseinander. Das Ziel: eine optimale Versorgung der bisher noch nicht ausreichend betreuten Patienten mit schweren chronischen Schmerzen in ganz Europa.
Quelle: European Pain Federation position paper on appropriate opioid use in chronic pain management. In: Eur J Pain. 2017 Jan; 21(1):3 – 19: http://onlinelibrary.wiley.com/doi/10.1002/ejp.970/full
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