Blutfette spielen entscheidende Rolle für diabetische Neuropathie

Kyoto (pts010/21.09.2017/09:00) – Die periphere diabetische Neuropathie ist eine schmerzhafte und potentiell zu Behinderungen führende Erkrankung, von der vor allem Diabetiker mit langer Krankheitsdauer und schlechter Zuckereinstellung betroffen sind. Wie eine Studie der Universität Michigan zeigt, dürfte es jedoch nicht genügen, den Blutzucker eines jungen Diabetikers gut zu kontrollieren, um die Entwicklung einer Neuropathie sicher ausschließen zu können. Vielmehr dürfte das mit Übergewicht in Zusammenhang stehende metabolische Syndrom ebenfalls zur Entstehung der Erkrankung beitragen.

Die Studie „Prevalence and Risk Factors for Diabetic Peripheral Neuropathy in Youth with Type 1 and Type 2 Diabetes: SEARCH for Diabetes in Youth Study“ wurde von Prof. Dr. Eva L. Feldman im Rahmen des Weltkongresses für Neurologie in Kyoto vorgestellt. Die Arbeit wurde auch in der September 2017 Ausgabe des Journals Diabetes Care publiziert.

„Diabetes erreicht in den Industrienationen ein epidemisches Ausmaß. Damit sind auch immer mehr immer jüngere Patienten von den massiven Langzeitkomplikationen der Krankheit betroffen. Die periphere Neuropathie ist eine dieser Komplikationen“, sagt Prof. Feldman. „Daher ist es von höchster Wichtigkeit, dass wir international unsere Kräfte bündeln und zu koordinierten Aktionen finden. Aus dem Grund haben wir kürzlich bei einem Treffen der Peripheral Nerve Society in Sitges eine internationale Arbeitsgruppe ins Leben gerufen, die auf globaler Ebene die Erforschung und Behandlung von diabetischer Neuropathie voranbringen soll. Ich hoffe, dass wir in allen Regionen der Welt Unterstützung mobilisieren können.“

Während man seit langem wisse, dass unzureichende glykämische Kontrolle wesentlich zur Entstehung der diabetischen Neuropathie beiträgt, wird nun auch die Rolle des metabolischen Syndroms als Folge von Übergewicht sowie von ungünstigen Blutfettspiegeln erkannt. „Unsere Studie hat sogar gezeigt, dass bereits Übergewicht alleine zu Neuropathie führen kann“, sagt Prof. Feldman.

Diese Einsicht wird mittlerweile auch von Daten einer Interventionsstudie gestützt, die von der Universität Michigan und der Universität Utah durchgeführt wurde. In dieser Arbeit wurde Patienten mit Prä-Diabetes oder frisch diagnostiziertem Typ-2-Diabetes ein Programm von 30 Minuten Sport pro Tag sowie einer Gewichtsreduktion von sieben Prozent verordnet. Bei jenen Patienten, die die Zielvorgaben erreichten, verschwand die Neuropathie. Wenn Training und Diät beendet wurden, kehrte die Neuropathie zurück. Darüber hinaus zeigte die Studie der Universität Michigan auch, dass periphere Neuropathie bei jüngeren Menschen mit Typ 2 Diabetes häufiger ist. Betroffen waren 22 Prozent der Patienten mit Typ 2 und sieben Prozent der Patienten mit Typ 1 Diabetes.

Die Arbeit wurde mit Teilnehmern der SEARCH for Diabetes in Youth Studie durchgeführt, in die 2.777 Probanden aus Ohio, Washington, South Carolina, Colorado, Kalifornien sowie verschiedenen indigenen Populationen aus Arizona und New Mexico eigeschlossen waren. Für die aktuelle Analyse waren Daten von 1.734 Jugendlichen mit Typ 1 Diabetes und 258 mit Typ 2 Diabetes verfügbar.

Die Auswertung zeigte, dass glykämische Kontrolle und Diabetes-Dauer kritische Faktoren für die Entwicklung einer peripheren Neuropathie waren. Die Studie bestätigte, dass bei Patienten mit diabetischer peripherer Neuropathie der Blutzucker über die Jahre schlechter kontrolliert war. Dies passt zu bereits früher publizierten Daten, die zeigen, dass eine gute Zucker-Einstellung die Entwicklung einer Neuropathie verzögern kann. Personen mit Typ-2-Diabetes und einer Krankheitsdauer und von mehr als zehn Jahren hatten zu 36 Prozent eine periphere diabetische Neuropathie. Bei Typ-2-Diabetes und einer Krankheitsdauer zwischen fünf und zehn Jahren lag die Neuropathie-Prävalenz bei 19 Prozent. Die gleiche Tendenz auf niedrigerem Niveau zeigte sich beim Typ-1-Diabetes. Hier war eine Krankheitsdauer von mehr als zehn Jahren mit eine Neuropathie-Prävalenz von 13 Prozent assoziiert, bei fünf bis zehn Jahren Diabetes-Dauer betrug die Häufigkeit der diabetischen Neuropathie lediglich fünf Prozent.

Quelle: Prevalence of and Risk Factors for Diabetic Peripheral Neuropathy in Youth With Type 1 and Type 2 Diabetes: SEARCH for Diabetes in Youth Study: Mamta Jaiswal, Jasmin Divers, Dana Dabelea, Scott Isom, Ronny A. Bell, Catherine L. Martin, David J. Pettitt, Sharon Saydah, Catherine Pihoker, Debra A. Standiford, Lawrence M. Dolan, Santica Marcovina, Barbara Linder, Angela D. Liese, Rodica Pop-Busui and Eva L. Feldman, Diabetes Care 2017 Sep; 40 (9): 1226-1232

(Ende)

Aussender: Bettschart & Kofler Kommunikationsberatung GmbH Ansprechpartner: Dr. Birgit Kofler Tel.: +49-30-700 159 676 E-Mail: kofler@bkkommunikation.com Website: www.wfneurology.org