DGK-Präsident Prof. Katus: Wie die Kardiologie unser Leben verlängert

Mannheim (pts017/05.04.2018/09:30) – „Dass die Lebenserwartung in Deutschland weiter ansteigt und jetzt bei neugeborenen Jungen 78 Jahren und 4 Monate, und bei neugeborenen Mädchen 83 Jahre und 2 Monate beträgt, dafür sind maßgeblich auch die diagnostischen und therapeutischen Fortschritte in der modernen Herz-Medizin mitverantwortlich“, sagte Prof. Dr. Hugo Katus (Heidelberg), Präsident der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie (DGK) auf einer Pressekonferenz zum Auftakt der 84. Jahrestagung der DGK in Mannheim, auf der von 4. bis 7. April 8.500 aktive Teilnehmer erwartet werden. So verringerte sich gegenüber dem Beginn der 1990er Jahre bis zum Jahr 2015 die Herzinfarkt-Sterbeziffer in Deutschland bei Männern um 67,6 Prozent und bei Frauen um 57,3 Prozent. 1990 verstarben hierzulande noch 85.625 Menschen an einem Herzinfarkt, 2015 waren es 49.210 – und das bei einer größer und älter werdenden Gesellschaft.

Dazu tragen eine Reihe von Entwicklungen bei, zum Beispiel die Herzinfarkt-Netzwerke, die eine rasche und kompetente Behandlung sicherstellen und für einheitliche Standards gesorgt haben. Dazu beigetragen hat auch die Fachkompetenz nicht nur in den von der DGK zertifizierten Chest Pain Units (CPU, Brustschmerz-Einheiten in Krankenhäusern) und Ambulanzen, sondern auch in Intensivstationen.

Eine zentrale Rolle in der Diagnose und Therapie spielt die schonende Herzkatheter-Technik: Sie ermöglicht über einen biegsamen Schlauch eine Wiedereröffnung und Offenhaltung verengter oder verschlossener Blutgefäße, Ablationen bei Vorhofflimmern, und das Implantieren von Stents, aber auch von Herzklappen und gewissen Schrittmachern. „Das ist ein gewaltiger Fortschritt“, so Prof. Katus. „Von solchen minimalinvasiven Methoden profitieren nicht nur alte Menschen, für die eine herkömmliche herzchirurgische Operation ein hohes Risiko bedeuten kann, sondern zunehmend – zum Beispiel beim Katheter-gestützten perkutanen Aortenklappenersatz (TAVI) – auch jüngere.“

Dazu kommen Entwicklungen bei Medikamenten, zum Beispiel bei den die Blutgerinnung hemmenden Medikamenten.

Noch immer häufigste Todesursache: Hoher Stellenwert von Prävention und Früherkennung

Allerdings sind Herzkrankheiten in Deutschland noch immer die Todesursache Nummer Eins. „Die Herausforderungen an die moderne Herz-Medizin bleiben also hoch“, sagte Prof. Katus. „Eine Ursache der hohen Sterblichkeit ist, dass der verbreitete, von Übergewicht, Bewegungsarmut und Rauchen geprägte Lebensstil viele Fortschritte der Kardiologie wieder neutralisiert.“

Einen wichtigen Beitrag zur Verringerung der Sterblichkeit leistet die Prävention. Primärprävention bedeutet gesunde Ernährung, kein starkes Übergewicht, ausreichende Bewegung, nicht Rauchen. In der Sekundärprävention gehe es darum, schwereren Schaden zu vermeiden, nachdem es bereits zu einer Erkrankung wie einem Herzinfarkt gekommen ist. Auch hier gelten zunächst die Prinzipien: Rauchen aufgeben, Gewicht reduzieren und körperliches Training. Darüber hinaus kann die langfristige Einnahme von Medikamenten angezeigt sein.

„Diese Maßnahmen bringen Patienten einen quantifizierbaren Nutzen“, so Prof. Katus. So senkt nach einem Herzinfarkt die tägliche Einnahme von niedrig dosiertem Aspirin die jährliche Sterblichkeit um rund 13 Prozent. Cholesterinsenker vom Typ der Statine senken die Sterblichkeit um 25 Prozent. In dieser Größenordnung liegen die lebensverlängernden Wirkungen der Blutdruckmedikamente ACE-Hemmer (minus 22 Prozent) und Betablocker (minus 23 Prozent). Lebensstil-Veränderungen wie auf das Rauchen verzichten, Gewicht abnehmen, gesunde Ernährung und körperliches Training bringen einen Effekt in der Größenordnung von mindestens 20 Prozent.

Durch Verzicht auf Früherkennung bleiben viele Krankheiten unerkannt

Eine weitere Ursache der noch immer hohen Sterblichkeit bei Herz-Kreislauf-Erkrankungen ist, dass weit verbreitete Risikofaktoren wie erhöhter Blutdruck, ungünstige Cholesterinwerte und hohe Blutzuckerspiegel unerkannt bleiben, weil viele Menschen sich nicht untersuchen lassen. In der Folge bleiben Krankheiten und Risikofaktoren lange Zeit unentdeckt und unbehandelt, bis sie sich schließlich massiv manifestieren. Prof. Katus: „Die DGK wird, wie schon bisher, durch Aufklärung und Information dazu beitragen, dass eine höhere Inanspruchnahme von Früherkennungs-Untersuchungen zu einer weiteren Reduktion der Sterblichkeit durch Herz-Kreislauf-Erkrankungen führt.“

Quellen:

https://de.statista.com/statistik/daten/studie/273406/umfrage/entwicklung-der-lebenserwartung-bei-geburt–in-deutschland-nach-geschlecht

Deutscher Herzbericht 2017

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