Wien (pts001/27.05.2018/12:00) – Vorweg eine kleine Rechenaufgabe, die Bachelors an einer renommierten Universität lösen mussten, um ins Masterstudium wechseln zu dürfen: Von einem Betrag x (sagen wir 800 Euro) werden 15 % abgezogen. Von dem errechneten Betrag kommen wieder 15 % dazu: Ist das Ergebnis „kleiner, gleich oder größer?“ (Die Lösung finden Sie am Ende des Artikels)
Damit aber zur Frage: Wie viel Mathematik braucht der Mensch , um sowohl sein berufliches als auch privates Leben meistern zu können? Die Antwort ist denkbar einfach. Jene, die mathematisch begabt sind und einen technischen Beruf oder ein Technik-Studium beginnen wollen (sagen wie 20 %), sehr viel. Idealerweise ist deren Mathematik-Kompetenz beim Schulabgang so hoch, dass die Berufsschulen und die Hochschulen bereits darauf aufbauen und sich gleich dem Transfer der Mathematik in das Fachgebiet widmen können. Das würde gleichzeitig wertvolle Ressourcen an den Unis einsparen. Die restlichen 80 % sehr wenig. Für diese Minder-Begabten und -Interessierten reichen grundlegende Rechenkenntnisse, Schlussrechnung, Prozentrechnung, einfache Flächenberechnung und ein Gefühl für Zahlen und Verhältnisse. Sie sollten auch in der Lage sein, dieses Know-how am Computer umsetzen zu können (zB sinnvolle Excel-Tabellen erstellen)
Wie sieht es aktuell aus? Weit über 1000 Stunden muss sich ein Gymnasiums-Schüler im Unterricht und zu Hause mit all den komplexen mathematischen Themen beschäftigen, die im Lehrplan seit Jahrzehnten in Stein festgemeißelt sind: „Nichtlineare Funktionen, Multiplizieren von Vektoren, Logarithmusfunktionen; und besonders schön: Definition des Differentialquotienten ausgehend vom Differenzenquotienten“ wird hier gefordert. Der Einsatz des Taschenrechners (!) ist erst ab der siebten Schulstufe vorgesehen.
Der Phantasie, was mit den frei werdenden Ressourcen (sagen wir 800 Stunden) Sinnvolles gemacht werden könnte, sind keine Grenzen gesetzt: Sozialkompetenz, Wirtschaftliches Know how, ein grundlegendes medizinisches als auch rechtliches Wissen, weitere Sprachen, einen Haushalt führen, Kochen, Kreativität ausleben, ein Musikinstrument lernen uvm. Nicht zuletzt würde auch genug Geld zur Verfügung stehen, um heutige Fachprofessoren zu Weltklasse-Pädagogen zu machen, die hoch kompetente Lernbegleiter sind und das wichtigste „Lernwerkzeug“ ihrer anvertrauten SchülerInnen verstehen lernen: das Gehirn.
Aber wahrscheinlich hat die Vermeidung der Kollateral-Schäden , die ein überzogener Mathematik-Unterricht mit sich bringt, noch mehr Gewicht: – Mathematik ist ein maßgeblicher Grund für die hohen Schulabbruchsraten. – Damit einher gehen zig Tausende ohne Schulabschluss, deren Weg als Langzeitarbeitsloser mit wenig Hoffnung vorgezeichnet ist. – Ein Erschlagen aller wunderbaren Begabungen und Talente, die in der Mathematik schlecht, aber in anderen Bereichen genial sein können.- Maßgeblicher Anteil daran, dass Frauen, die sich mit Mathematik – aus noch nicht ganz erklärbaren Gründen schwerer tun -, Technik-Berufe meiden. – Mitleidende Eltern, die ihre wertvolle Freizeit opfern müssen, um mit ihren Kindern zu lernen („Wir haben morgen Mathe-Schularbeit“) oder Erspartes für Nachhilfeunterricht ausgeben müssen. – Spannungen und Streitigkeiten in der Familie aufgrund schlechter Schulleistungen. – Gravierende Benachteiligung der unteren Bildungsschichten, deren Eltern die Kompetenz oder Zeit fehlen, ihre Kinder beim Lernen zu unterstützen und die sich auch nicht 30 Euro für eine Stunde Nachhilfeunterricht leisten können. – Ein vermindertes Selbstbewusstsein der laufend mit 5ern konfrontierten SchülerInnen. – Ein Ausbrennen der Lehrer, die auf die Sinn-Frage der Schüler – Werden wir das jemals wirklich brauchen können – keine plausible Antwort geben können. – Was aber vielleicht am meisten wiegt: Die Lust am (lebensbegleitenden) Lernen – geht verloren.
Insgesamt somit eine Vernichtung von enorm viel intellektuellem und kreativem Potential, das in den Köpfen Europas steckt. Können wir uns diese Vergeudung der wertvollsten Ressource, die Europa im globalen Wettbewerb hat, wirklich noch leisten?
Kernwissen und Spezialwissen Es gibt eine einfache, aber radikale – an der Wurzel ansetzende – Lösung. Sie muss beim Lehrplan ansetzen. Dieser muss nach folgender Frage gestaltet sein: Wer braucht was …? Anleihen könnte man sich am Wirtschaftszertifikat EBC*L – European Business Competence* Licence – nehmen. Dessen Grundprinzipien sind: Sinnvolle, kompetenzorientierte Lernziele, Qualitätssicherung durch international zentralisierte Prüfungen, nach modernsten Konzepten erstellte Trainingsunterlagen und -Methoden (zB E-Learning und Storytelling“), LernbegleiterInnen, die in Trainerworkshops in diese Methoden eingeführt werden. Innerhalb weniger Jahre konnte man mit diesem Konzept weit über 50.000 EBC*L AbsolventInnen in 34 Ländern erreichen.
Daumen nach oben? Wie man vielleicht merkt, ist der Artikel nicht ohne Emotion geschrieben worden. Vielleicht liegt das daran, dass der Autor selbst ein sehr schlechter Schüler war und sein 12-jähriger Sohn gerade seinen ersten Fünfer nach Hause gebracht hat; und zwar im Fach – erraten – Mathematik.
Wichtig zu betonen ist: Mathematik hier nur stellvertretend für alle Unterrichtsfächer.
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MMag. Victor Mihalic , Volkswirt und Wirtschaftspädagoge, ist Initiator und Chairman des Europäischen Wirtschaftszertifikats EBC*L, Managementtrainer, Autor von mehreren wirtschaftlichen Fachbüchern und e-learning-Programmen, die in 20 Sprachen übersetzt wurden.
Lösung des Beispiels : Diese lautet „weniger“ . Gratulation, wenn Sie richtig gelegen sind. Sie haben damit die Voraussetzungen erfüllt um ein Masterstudium beginnen zu können ? Denn weniger als die Hälfte der getesteten Bachelors wussten die richtige Antwort. Sie kreuzten „gleich viel“ an.
(Ende)
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