Wien (pts016/27.10.2021/10:15) – Im Rahmen des AmCham Talks der Amerikanischen Handelskammer in Österreich am Freitag, den 22. Oktober, im Hilton Vienna Plaza sprach der renommierte Bauwissenschaftler und Architekt Prof. Werner Sobek über die Rolle der Bauindustrie in der Klimakrise. „Das Bauwesen alleine ist für mehr als 35 Prozent des weltweiten Energieverbrauchs verantwortlich“, sagt Sobek. Inklusive dem dafür notwendigen Transport seien 50 Prozent der weltweiten Treibhausgasemissionen auf das Bauwesen zurückzuführen. Sobek fordert ein rasches Umdenken und Handeln in der Bauindustrie. Verwendete Materialien und Bauweisen müssten sich schnell ändern. Das Video der Keynote ist hier abrufbar: https://youtu.be/D-zQk6lMVTU
50 Prozent der Gebäude-Emissionen entstehen vor dem Wohnen
„Es gibt im Bauschaffen keine Begrenzung der Emissionen, aber eine Begrenzung des Energieverbrauchs – diese aber nur in der Nutzungsphase“, erklärt Sobek in seiner Keynote „The built environment and its emission flows“. Das grundsätzliche Problem hinsichtlich der Ziele des Pariser Klimaabkommens erklärt Sobek am Beispiel eines Gebäudes: „Rund 50 Prozent der Emissionen, die ein Gebäude im Laufe seines Bestehens verursacht, werden bereits in der Produktionsphase erzeugt und ausgestoßen. Keine der bisherigen Bauregulierungsmaßnahmen setzt hier an.“ In der Branche müsse ein massives und rasches Umdenken stattfinden.
Bauschaffen erzeugt 320 Tonnen Müll in der Sekunde
„Die Bauindustrie verursacht im Jahr 10 Milliarden Tonnen Müll. Dass sind 320 Tonnen Abfall in der Sekunde“, sagt Sobek. Bauschutt werde dabei in der Regel nicht recycelt oder anderweitig verarbeitet, sondern abgelagert. „Doch viele Deponien in Industrieländern nehmen keinen Bauschutt mehr auf. Das hat zur Folge, dass Müll in andere Länder transportiert wird. Diese Schwertransporte belasten die Umwelt noch zusätzlich“, führt Sobek aus.
Baustoffverbrauch weltweit sehr ungleich verteilt
Sobek sagt: „Der aktuelle Baustoffverbrauch beträgt 100 Milliarden Tonnen im Jahr. Das heißt: Pro Sekunde werden 3.200 Tonnen Material aus der Erde gefräst, zu Baustoffen verarbeitet, dabei über die halbe Welt verfrachtet, bis schließlich mit ihnen gebaut wird.“ Ein Industrieland konsumiert dabei um ein Vielfaches mehr als ein Entwicklungsland. „Um genauso viel bauen zu können wie Industriestaaten, müssten Entwicklungsländer in Summe 2.200 Gigatonnen Baustoffe erhalten. Das ist das Doppelte des aktuell weltweit Gebauten“, sagt Sobek.
Unter den Gästen und DiskutantInnen des AmCham Talks waren unter anderem anwesend (in alphabetischer Reihenfolge): Johannes Dobretsberger (Marketing Director, Oracle Austria) Florian Eder (Partner, Moore Interaudit) Marcus Handl (Head of Corporate Development, Kapsch Traffic Com) Hans Hartmann (Partner, PwC Österreich) Alisa Kapic (Vice President Sales North Europe and Country Director, IWG) Andrea Köppl (HR-Manager, 3M Österreich) Andreas Ludwig (Executive Chairman, Umdasch Group) Christian Maetz (Business Development, AT&T Global Network Services Austria) Johannes Martschin (Geschäftsführung, Martschin & Partner) Willibald Plesser (Partner, Freshfields Bruckhaus Deringer LLP) Linda Villarreal-Paierl (AmCham Vize President, Paierl Consulting Beteiligungs GmbH)
Die American Chamber of Commerce in Austria (AmCham Austria) wurde 1960 gegründet und ist offizieller Vertreter der österreichisch-amerikanischen Geschäftswelt. Als gemeinnützige Organisation ist AmCham Austria unabhängig und unpolitisch. AmCham Austria ist Teil des globalen AmCham-Netzwerks, das in mehr als 100 Ländern vertreten ist und seinen Hauptsitz in Washington D.C. hat. AmCham Austria fördert den Ausbau und die Stärkung der Handelsbeziehungen zwischen Österreich und den USA und spielt dabei eine doppelte Rolle. Erstens übernimmt AmCham Austria die Rolle eines aktiven Lobbyisten für US-Unternehmen, die Niederlassungen in Österreich gegründet haben und für österreichische Unternehmen, die Handelsbeziehungen und Interessen in den USA haben. Zweitens fördert AmCham neue Geschäftsbeziehungen amerikanischer Unternehmen in Österreich und umgekehrt. Weitere Informationen unter: http://www.amcham.at
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